Für die Blutgefäßbildung sind zwei bestimmte RNAs unentbehrlich. Wird eine der beiden ausgeschaltet, verschlechtert sich die Gefäßbildung. Aus dieser Erkenntnis könnten neue Therapieansätze für die Tumorbehandlung resultieren.
Adern wachsen ein Leben lang. Nur so kann Blut an Orte des Bedarfs gelangen – sei es zur Wundheilung oder Versorgung geschädigten Gewebes nach einem Infarkt. Mit Hilfe der Blutgefäßbildung wachsen jedoch auch Tumoren oder werden Entzündungen chronisch. Deswegen forschen viele Wissenschaftler an diesem Prozess der Angiogenese. Forscher der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) entdeckten nun, dass bei der Angiogenese zwei bestimmte Ribonukleinsäuren (RNA) aktiv sind, die zu den „long non-coding RNAs“ (lncRNAs) gehören. Als die Wissenschaftler jeweils eine der beiden ausschalteten, verschlechterte sich die Gefäßbildung. Eine vermehrte Gabe bewirkte hingegen eine verbesserte Gefäßbildung.
„Dies ist die allererste Arbeit, die in diesem Umfang die wichtige Bedeutung von lncRNAs für die Gefäßbildung zeigt“, sagt Prof. Dr. Dr. Thomas Thum. „Sie stellt einen neuen Ansatzpunkt für die Behandlung von Infarkten, Tumoren und chronischen Entzündungen dar“, ergänzt Dr. Jan Fiedler. Im Körper gibt es etwa 50.000 IncRNAs, bisher ist jedoch erst eine Handvoll wissenschaftlich genauer betrachtet worden. Die Wissenschaftler schauten, welche von 35.000 IncRNAs in Zellen und Herzmuskelgewebe bei Sauerstoffentzug aktiv sind. Auf diese Weise stellten sie die Situation der Zellen bei einem Infarkt nach. Zwei der IncRNAs untersuchten sie anschließend genauer, schalteten sie auch aus oder gaben sie vermehrt hinzu. Originalpublikation: Development of Long Noncoding RNA-Based Strategies to Modulate Tissue Vascularization Jan Fiedler et al.; Journal of the American College of Cardiology, doi: 10.1016/j.jacc.2015.07.081; 2015