Ein zuvor HIV-infizierter Patient gilt nach Auswertung von Langzeitdaten nun als wahrscheinlich geheilt. Dies berichten die behandelnden Ärzte der University of Cambridge (Großbritannien) im Fachmagazin The Lancet.
Damit ist der als Londoner Patient bezeichnete Mann der zweite Patient weltweit. Er hatte aufgrund eines Hodgkin-Lymphoms eine Stammzellspende erhalten. Der Stammzellspender wies dabei eine Mutation in einem Rezeptorprotein (CCR5) auf, die ihn immun gegen die meisten HI-Viren macht. Denn die HI-Viren nutzen diesen Rezeptor, um in die T-Helferzellen einzudringen und sie somit zu infizieren.
Nun wurden 30 Monate nach Beendigung der Therapie erneut zahlreiche Flüssigkeits- und Gewebeproben des Londoner Patienten untersucht. Im Lymphgewebe und in CD4+-T-Zellen fanden die behandelnden Ärzte zwar noch Teile des HIV-Erbguts, allerdings wird vermutet, dass es sich dabei um fossiles DNA-Material handelt und dass dieses nicht zu einem vermehrungsfähigen Virus gehört. Aus diesem Grund schlagen die Mediziner nun vor, den Patienten als geheilt einzustufen.
Bei dieser Einstufung bleiben allerdings noch viele Fragen offen. So ist zum Beispiel bisher nicht geklärt, ab welchem Zeitpunkt ein HIV-Patient als geheilt eingestuft werden kann und wie lang und in welchen Abständen ein Follow-up benötigt wird. Darauf wird auch in einem Kommentar hingewiesen, der ebenfalls im Journal The Lancet veröffentlicht wurde.
Bereits im Jahr 2011 war es erstmals gelungen einen HIV-Patienten zu heilen. Auch bei ihm wurde eine Stammzelltherapie aufgrund einer Blutkrebserkrankung durchgeführt. Die Ärzte betonen jedoch, dass eine solche Therapie mit sehr hohen Risiken einhergeht und deshalb nicht als Standardtherapie bei HIV infrage kommt. Heutzutage ist es aber möglich, den Ausbruch von AIDS durch den Einsatz antiretroviraler Medikamente zu verhindern.
Quellen: © Ravindra Kumar Gupta et al. / The Lancet & Jennifer M. Zerbato / The LancetBild: © CDC / Wikimedia Commons