Diagnostik, Behandlung & Schmerztherapie bei Arthrose
Vom Knirschen zur Arthrose-Diagnose – das funktioniert. Eine deutsche Studie zur Audiodiagnostik hatte eine hervorragende Trefferquote. Wo die aktuelle Forschung steht und welche Therapieoptionen zur Schmerzlinderung bei Kniegelenksarthrose laut Leitlinie empfohlen werden.
Schall-Studie zeigt: Knirschen im Knie ist sensitiver als MRT
Ein kaputtes Gelenk macht Geräusche – so das Ergebnis einer Pilotstudie. Forscher aus Fulda, Gießen, Ulm und der Charité Berlin entwickelten ein Verfahren, mit dem künftig Knorpelschäden bei Arthrose detektiert werden sollen.1-3
Während 29 Probanden mit Arthrose Kniebeugen machten, zeichneten sie die für Arthrose „typischen“ Schallmuster auf.1-3 Durch die Schalldiagnostik konnte bei 95 % der Patienten Knorpelschäden nachgewiesen werden, die auch im MRT sichtbar waren.1-3 In einigen Fällen konnten Schäden per Audiodiagnostik festgestellt werden, noch bevor Gelenkauffälligkeiten radiologisch zu sehen waren.2 Ob sich die Methode zur Früherkennung bewährt, werden weitere Studien zeigen müssen.
Eine weitere Studie lässt auf neue Therapieoptionen hoffen: Britische Forscher fanden 52 Gene, die an der Entstehung von Arthrose beteiligt sein sollen.4,5 Die in ‚Nature Genetics‘ veröffentlichte Analyse verglich u. a. die Gen- und Proteinexpression bei über 77.000 Patienten mit Arthrose mit denen von Menschen ohne Arthrose.4,5
Besonders spannend: Einige der gefundenen Gene, wie z. B. TGFB1, FGF18, CTSK oder IL11 sind bereits Angriffspunkte von zugelassenen Arthrose-Medikamenten oder von Wirkstoffen aus der Pipeline.4,5 Die Forscher hoffen nun, neue Behandlungsoptionen entwickeln zu können.4,5
Bis diese Studienergebnisse Einzug in den Praxisalltag halten, stehen Ihnen die im Folgenden beschriebenen Diagnose- und schmerztherapeutischen Therapieverfahren zur Verfügung.
Bei leichteren Schmerzen können konservative Therapieverfahren wie z. B. die Physiotherapie oder Bewegungstherapien Linderung schaffen.6 Auch eine Hydrotherapie kann sinnvoll sein.6 Des Weiteren empfehlen die Leitlinienautoren physikalische Therapieformen, wie die Transkutane Elektrische Nervenstimulation, Ultraschall, Mikrowellen- oder Stoßwellentherapie. Weitere leitlinienkonforme Therapieoptionen sind die Akupunktur und die Schlammbehandlung.6
Reiben die Knochenenden bei einer fortschreitenden Kniegelenksarthrose aufeinander, klagen Patienten oft über akute Schmerzen. NSAR sind in diesem Fall die Medikation der ersten Wahl.6 Die Autoren der S2k-Leitlinie „Gonarthrose“ raten zur oralen Anwendung von NSAR, wie z. B. Diclofenac, Naproxen oder Ibuprofen wenn die topische Applikation keine ausreichende Schmerzlinderung bringt.6
Glucosamin, Hyaluronsäure oder Corticosteroide sind eine Behandlungsoption, wenn unter NSAR keine zufriedenstellende Analgesie eintritt, oder diese kontraindiziert sind.6 Eine kurzzeitige Therapie mit niedrigdosierten schwachen Opioiden sollte lediglich als letzter medikamentöser Therapieversuch bis zur Knie-OP in Betracht gezogen werden.6
*CAVE: Verordnen Sie NSAR insbesondere bei erhöhtem gastrointestinalem Risiko immer in Kombination mit einem Protonenpumpeninhibitor, entsprechende Fixkombinationen sind vorhanden.⁶
Quellen:
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