Ein Streitthema: Welche der beiden vorhandenen Test-Methoden zur Diagnostik von SARS-CoV-2 ist besser?
Wenn es darum geht, die momentane Coronavirus-Pandemie bestmöglich unter Kontrolle zu bekommen, ist Labordiagnostik unerlässlich. Aktuell stehen zu diesem Zweck zwei Verfahren zur Verfügung:
Was wir den Chinesen voraushaben, seit das Virus in Europa angekommen ist: Wir haben fast von Beginn an spezifische Testmethoden.
Beide Methoden haben ihre Vor- und Nachteile.
Erregernachweis per PCR
Die RT-PCR und somit der direkte Erregernachweis ist der Goldstandard in der Labordiagnostik bei viralen Infektionen. Die Vorteile liegen auf der Hand. Nur wenn das SARS-CoV-2 in der Probe ist, fällt dieser Test auch positiv aus. Man kann das Virus schon nachweisen, wenn der Patient noch keinerlei Symptome hat. Das ist der große Vorteil dieser Methode.
Die diagnostische PCR ist jedoch nicht komplett standardisiert. Jeder Arzt hat seine eigene Art, einen Abstrich zu entnehmen. Außerdem müssen die richtigen Tupfer verwendet werden und die Entnahme und Lagerung muss fachgerecht erfolgen. Diese "Präanalytik" kann einen Einfluss auf das Testergebnis haben. Die WHO empfiehlt deshalb im Zweifelsfall die Wiederholung der Untersuchung. Da der Abstrich eingeschickt werden muss, kann es dauern, bis der Behandler das Ergebnis in den Händen hält. Im klinischen Setting beginnt man die Behandlung daher meist schon auf der Basis des Röntgen- oder Thorax-CT-Befunds.
Die Labordiagnostik wird nach Ziffer 32816 berechnet und kostet 59 Euro. Sie darf nur von Laborärzten abgerechnet werden.
Auf der anderen Seite gibt es die "Schnelltests". Sie detektieren die Antikörper IgM und IgG im Kapillarblut des Patienten. Antikörper werden natürlich nicht schon am Tag der Infektion mit dem Virus, sondern erst bei einsetzender Immunantwort gebildet. Das Zeitintervall, in dem diese Tests blind sind, ist die "diagnostische Lücke". Die kann bei SARS-CoV-2 nach momentanem Kenntnisstand im Extremfall bis zu 14 Tage dauern. Im Mittel sprechen die Tests 7-10 Tage nach der Infektion an.
Der Vorteil ist, dass dieser Test direkt in der Praxis gemacht werden kann. Die Durchführung ist einfach. Das Ergebnis liegt nach 10 bis 20 Minuten vor. Bei fehlenden Antikörpern gegen SARS-CoV-2 haben diese Tests eine hohe Konformitätsrate. Das heißt, man kann unter Einbeziehung der Anamnese Verdachtsfälle im Zweifel einigermaßen sicher ausschließen.
Bei einem negativen Schnelltest besteht aber auch die Gefahr, dem Patienten zu früh Entwarnung zu geben. Dann hat er fälschlicherweise den Eindruck, nicht infiziert zu sein. Deshalb ist der Schnelltest bei symptomlosen Patienten oder bei Patienten, die erst vor kurzem Kontakt mit einem Infizierten hatten, nicht indiziert.
Ein Schnelltest sagt im Gegensatz zur RT-PCR nichts darüber aus, ob der Patient noch infektiös ist. Wenn IgG und IgM positiv sind, ist jedoch von einer "frischen" Infektion auszugehen.
Schnellteste kosten zwischen 20 und 40 Euro. Sie könnten theoretisch von jedem Behandler abgerechnet werden. Die KBV lehnt die Erstattung der POC-Teste jedoch zur Zeit ab.
Im Prinzip gehen die beiden Testmethoden also Hand in Hand. Mit der PCR werden asymptomatische Verdachtsfälle erkannt, mit dem Schnelltest kann man für Patienten, die bereits seit einigen Tagen Grippe- oder Erkältungssymptome zeigen, in der Praxis vorläufig Entwarnung geben.
In Anbetracht der momentanen Lage sollte jedoch jedem Patienten mit den passenden Symptomen eine häusliche Quarantäne und evtl. das erneute Testen nach einiger Zeit empfohlen werden.
Möglicher Interessenkonflikt: DocCheck vertreibt über seinen Shop die im Text angesprochenen POC-Tests. Obwohl der Text von unserer Redaktion erstellt wurde, kann er einen Bias enthalten. Wir sind in diesem Fall keine neutrale Instanz.
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