Viele Menschen fragen sich in diesen Zeiten wie man sich am Besten vor einer Ansteckung mit dem Corona-Virus schützen kann. Vor allem eine Frage taucht dabei immer wieder auf:
Seife oder Desinfektionsmittel: Was hilft besser gegen Corona-Viren?
Gründliches Händewaschen mit Seife inaktiviert Corona-Viren praktisch komplett.
Die meisten behüllten Viren (zu denen auch das Coronavirus zählt) sind aus drei Bestandteilen aufgebaut: Fetten (Lipide), Eiweißen (Proteine) und Erbinformation (RNA/DNA).
Im Innersten befindet sich das genetische Material (beim Coronavirus die sogenannte RNA), die Informationen für den Aufbau des Virus trägt. Dann gibt es noch verschiedene Proteine, die für die Funktion des Virus wichtig sind, damit es sich in unseren Zellen vermehren kann. Das Ganze wird nun durch eine Schicht aus Lipiden (also Fetten) umhüllt, die einerseits das wichtige Innere schützen und andererseits eine wichtige Rolle beim Andocken an unsere Zellen spielen.
Aufbau des neuartigen Corona-Virus SARS-COV2, Credit: https://www.scientificanimations.com/wiki-images/CC BY-SA 4.0
Das Coronavirus wird hauptsächlich über Tröpfcheninfektion übertragen, also durch Sprechen, Anhusten oder Anniesen. Auch möglich ist eine Übertragung durch Schmierinfektionen, wenn man beispielsweise an die Türklinke fasst, die vorher ein Infizierter berührt hat. Man geht momentan davon aus, dass das Coronavirus auf Oberflächen einige Stunden bis Tage überleben kann.
Virenkiller Seife
Um das Virus kaputt zu kriegen reicht einfaches Wasser in der Regel nicht aus. Denn es klebt ziemlich fest an unseren Händen und lässt sich leider nicht so leicht entfernen.
Deswegen brauchen wir zusätzlich Seife. Seife ist ein sogenanntes Tensid, sie besteht vereinfacht gesagt aus zwei Bestandteilen. Einem wasseranziehenden (hydrophilen) und einem wasserabweisenden, dafür fettliebenden (lipophilen) Teil.
In Wasser bilden sie eine ganz lustige Struktur aus: die wasseranziehenden Molekül-Köpfchen richten sich zum Wasser hin aus und die fettliebenden Molekül-Schwänze richten sich dagegen nach innen und sammeln dort beim Waschen gelösten Schmutz. Diese „Kugel“ nennt man in der Fachsprache auch Mizelle.
Aufbau einer Mizelle. Credit: Von Roland.chem – Eigenes Werk, CC0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=52346399
Seifen sind deswegen so gut zum Waschen geeignet, weil sie die Oberflächenspannung des Wassers herabsetzen. Dadurch kann es deutlich besser mit Oberflächen (wie z.B. unserer Haut) in Kontakt kommen und auch an vorher unzugänglichen Stellen Schmutz ablösen, wozu auch die fetthaltige Virushülle zählt.
Diese geht beim Kontakt mit der Seife kaputt – sie fällt quasi wie ein Kartenhaus in sich zusammen – wird dann in die Mizellen-Kugel aufgenommen und durch das Wasser schließlich von der Hand weggespült.
Da unsere Haut ziemlich rau und uneben ist, braucht aber man eine ordentliche Menge an Seife, die für längere Zeit einwirken muss. Außerdem muss man viel rubbeln, um sicherzustellen, dass sie überall hinkommt und Schmutz und Viren lösen kann. Auch krumme und schiefe Stellen auf der Hautoberfläche sollen erreicht weden, wo sich die Viren gerne verstecken.
Händewaschen will gelernt sein
Gründlich waschen bedeutet also nicht mal eben die Hände kurz unter den Wasserhahn halten.
Hier habe ich nochmal die wichtigsten Punkte zusammengefasst, auf die ihr achten solltet:
Hände sollten unter fließendes Wasser gehalten werden.
Die Wassertemperatur ist dabei vollkommen egal.
Ihr solltet euch die Hände gründlich einseifen, dass es richtig schäumt. Dabei Fingerzwischenräume und Fingernägel (auch Kuppen und Nagelbett) nicht vergessen -> hier sammeln sich die meisten Keime!
Das Ganze für mindestens 20, besser 30 Sekunden (ihr könnt z.B. zweimal Happy Birthday dazu singen). Es kommt einem länger vor als man denkt, also wirklich darauf achten.
Dann die Hände gründlich mit dem Wasser abspülen.
Den Wasserhahn möglichst mit dem Ellbogen schließen, da ihr sonst dort hinlangt wo eure dreckigen Finger vorher den Wasserhahn aufgedreht haben.
Gründlich abtrocknen mit Einmaltüchern oder einem Handtuch, das nur ihr und kein anderer verwendet.
Und Achtung bei öffentlichen Toiletten: die Türklinke möglichst auch nur mit Ellbogen oder Papiertuch öffnen.
Im Übrigen: Welche Seife ihr dafür hernehmt ist wirklich total egal. Seife ist Seife und es gibt da keine großen Unterschiede.
Desinfektionsmittel zerstört Coronaviren
Es gibt ja aber auch noch Handdesinfektionsmittel. Sind diese denn eigentlich besser geeignet als Seife, um das Virus unschädlich zu machen?
Desinfektionsmittel für die Hände ist sogar ein bisschen weniger effektiv als Wasser und Seife. Es ist vor allem dann sinnvoll, wenn man ein hygienisches Händewaschen nicht durchführen kann, weil man zum Beispiel gerade unterwegs ist.
Bei Desinfektionsmitteln solltet ihr darauf achten, dass ihr solche nehmt, die hauptsächlich Alkohol enthalten. Der Alkohol löst ähnlich wie die Seife die Lipidhülle des Virus auf und zerstört (denaturiert) zusätzlich dessen Proteine – macht es also damit ebenfalls unschädlich.
Dafür wird allerdings eine ziemlich hohe Konzentration von mindestens 60 Prozent benötigt, damit das ausreichend schnell passieren kann. Whisky oder Vodka enthalten beispielsweise nur um die 40 Prozent Alkohol. Sie eignen sich also – good for us – besser zum Trinken und weniger zum Hände desinfizieren.
Viele Desinfektionsmittel werben auch damit antibakteriell zu sein (sie enthalten dann Substanzen wie z.B. Triclosan) – aber ACHUTNG: das wirken NICHT gegen Viren, sondern tatsächlich nur gegen Bakterien.
Was schützt mich denn besser?
Übrigens: wenn ich von Wirksamkeit gegen Viren spreche, dann meine ich hier behüllte Viren wie das Coronavirus. Es gibt auch noch unbehüllte Viren wie beispielsweise das Brechdurchfall auslösende Norovirus, gegen das Alkohol sehr viel weniger wirksam ist.
Auch Desinfektionsmittel muss man in genügend großer Menge benutzen. Ihr solltet ungefähr eine Handvoll auftragen, sodass die komplette Hand überall benetzt ist. Außerdem wichtig: ausreichend lange auftragen, damit es wirken kann (bis eure Hände wieder trocken sind, also auch etwa 20 Sekunden).
Trotzdem ist Hände waschen mit Seife sehr viel effektiver. Im Gegensatz zum Handdesinfektionsmittel werden die Viren nämlich anschließend auch mit fließendem Wasser von der Hand weggespült – und nicht nur das: auch grober Schmutz, in dem Viren und andere Keime (wie Bakterien oder Pilzsporen) sitzen können, wird hier mitentfernt.
Übrigens: Hände ständig in Alkohol zu tränken oder auch mit Wasser und Seife zu waschen ist leider nicht sehr gut für die Haut. Sie wird nach einiger Zeit spröde und rissig, was sie wiederum anfälliger für Krankheitserreger macht, die sich dort leichter festsetzen können.
Deswegen sind vielen Desinfektionsmitteln gleichzeitig Pflegelotionen beigesetzt (z.B. Glycerol/Glycerin oder Aloe Vera Extrakt). Der beste Tipp ist aber: ihr solltet eure Hände nicht nur gut waschen, sondern auch immer regelmäßig eincremen – gerade auch jetzt in der kalten Jahreszeit.