Europa blickt besorgt auf die steigenden Infektionszahlen. Welche Länder sind in Relation zur Einwohnerzahl am stärksten betroffen?
Allerorten werden rigorose Maßnahmen gegen SARS-CoV-2 ergriffen, Menschen und Staaten igeln sich ein: Die Straßen sind leer, nur an den Grenzen herrscht Stau. Alles, um die steigenden Infektionszahlen einzudämmen. Doch wie sehen die Zahlen eigentlich aus, wenn man sie in das Verhältnis zur Bevölkerungszahl setzt? Das wollte die Community wissen.
In der folgenden Grafik ist der Anteil der infizierten Bevölkerung verschiedener besonders betroffener Staaten erkennbar:
Infizierte pro 100.000 Einwohner, Stand 17.03.20, 11:30 Uhr:
Die Betrachtung der Infizierten pro 100.000 Einwohner kommt einem Perspektivwechsel gleich: In großen, bevölkerungsreichen Staaten sind weniger Menschen betroffen als vermutet, deshalb findet sich China relativ weit unten. Obwohl China in absoluten Zahlen die meisten Fälle zu verzeichnen hat (81.099), waren diese im Wesentlichen auf eine bestimmte Region begrenzt. In kleinen Staaten mit wenig Bevölkerung machen sich Ausbrüche relativ gesehen stärker bemerkbar.
Worüber bisher kaum berichtet wurde: In Island sind – bezogen auf die gesamte Bevölkerung – derzeit mehr Menschen an COVID-19 erkrankt als andernorts. Dort kamen mit einem Flieger am 29. Februar Skiurlauber an, die sich während ihrer Reise infiziert hatten. Am 5. März hatte die isländische Gesundheitsbehörde Ischgl als Herd erkannt und das Skigebiet zum Risikogebiet erklärt und damit in eine Reihe mit China, Südkorea, dem Iran und Italien gestellt. Die klaren Hinweise wurden in Österreich jedoch zunächst ignoriert und der Skibetrieb in Ischgl noch tagelang aufrechterhalten.
In der Provinz Hubei, in der die Pandemie ihren Anfang genommen hat, befindet sich die Erkrankung seit dem 20. Februar auf dem Rückzug (gelbe Kurve in der Abbildung unten). Bisher haben sich dort 0,1 Prozent der Bevölkerung (119 pro 100.000 Einwohner) mit der Erkrankung angesteckt. Die Mortalität unter den diagnostizierten Fällen beträgt derzeit 4,6 Prozent, bezogen auf die Gesamtbevölkerung sind in Hubei 0,005 Prozent an COVID-19 gestorben. Die Anzahl der asymptomatischen bzw. nicht diagnostizierten Fälle und die Prävalenz von COVID-19 lassen sich erst nachvollziehen, wenn serologische Tests verfügbar sind. Auch in Südkorea scheinen die Erkrankungen zurückzugehen.
Quelle: Humanistic GIS Lab at University of Washington - Seattle
Bildquelle: Vishal Banik, Unsplash