Patienten mit bipolarer Störung leiden unter depressiven Phasen. Diese werden in der Regel medikamentös behandelt. Zukünftig sollte auch die Ernährung und das Körpergewicht von Patienten bei der Therapie berücksichtigt werden, so die These eines Forscherteams.
Die bipolare Störung wird häufig auch als manisch-depressive Erkrankung bezeichnet, weil sie durch das abwechselnde Auftreten von depressiven und manischen Phasen geprägt ist. Könnte die Ernährung zukünftig auch eine Rolle bei der Behandlung der Krankheit spielen?
Auf dem 31. Kongress des European College of Neuropsychopharmacology (ECNP) stellten Forscher vor der Veröffentlichung einer klinischen Studie ihre Ergebnisse vor, die hinsichtlich der Behandlung depressiver Phasen bei der bipolaren Störung von Bedeutung sind. In ihrer Arbeit geht es darum, welchen Einfluss Ernährung auf die Entwicklung der Erkrankung haben kann, berichtete unter anderem das Wissenschaftsmagazin ScienceDaily von der Veranstaltung. Studienleiterin Melanie Ashton der Deakin University in Australien und ihr Team untersuchten 133 Personen, die an einer bipolaren Störung leiden. Diese wurden randomisiert in verschiedene Gruppen eingeteilt. Die Teilnehmer nahmen zusätzlich zu ihrer Standardbehandlung, je nach dem in welcher Gruppe sie sich befanden, folgende Nahrungsergänzungsmittel ein:
Die Forscher maßen den BMI der Studienteilnehmer zu Beginn der Studie. Außerdem schätzten sie ein, inwiefern die Personen von Depression betroffen waren und wie sie im täglichen Leben funktionierten. Die nächsten 20 Wochen beobachteten die Wissenschaftler, ob und wenn ja, in welcher Weise und wie sehr sich der mentale Zustand von Teilnehmern verbesserte.
Die Versuchspersonen füllten einen Fragebogen aus, dieser enthielt Fragen darüber, was sie für gewöhnlich essen. Basierend auf diesen Angaben kalkulierte das Forscherteam einen „Diet Quality Score“ (DQS). Dabei handelt es sich um einen Begriff aus dem Sport. Ausgehend von einer idealen Ernährungsweise und Energiemenge zeigt der Score an, wie nahe oder fern eine Person dem Ideal ist. Bei guter Ernährung ist der Score hoch, bei schlechter niedrig. Als gute Ernährung definierten die Wissenschaftler eine gesunde Ernährungsform mit hohem Anteil an Gemüse und Obst, unter schlechter Ernährung verstanden sie eine Kost, die reich an gesättigten Fetten, raffinierten Kohlenhydraten und Alkohol ist. Diese zwei Diät-Typen wurden als antiinflammatorisch oder proinflammatorisch kategorisiert. „Wir fanden heraus, dass Menschen, die auf eine qualitativ hochwertige Ernährung mit antiinflammatorischen Bestandteilen setzten, oder Personen mit niedrigem BMI, besser auf eine Add-on-Therapie mit Nutraceuticals ansprachen. Probanden, die über eine qualitativ schlechtere Diät berichteten, die proinflammatorische Lebensmittel beinhaltete oder jene Teilnehmer, die übergewichtig waren, sprachen im Vergleich schlechter auf die Add-on-Therapie an,“ sagte Ashton auf dem Kongress. Darüber, ob die zusätzliche Gabe von NAC einen Einfluss auf den mentalen Zustand der Probanden hatte, liegen aktuell keine Informationen vor.
Noch ist es früh, um voreilige Schlüsse ziehen zu können. Da es sich um einen Kongressbericht vorab der Studienveröffentlichung handelt, bleiben die konkreten Ergebnisse abzuwarten, außerdem ist die Zahl der Untersuchten klein, die Aussagekraft also dementsprechend niedrig. Dennoch ist die These interessant. Sollten sich die Ergebnisse in einer größer angelegten Studie bestätigen, bedeutet das für die Behandlung von bipolarer Störung, dass man auch berücksichtigen muss, was ein Patient isst und wieviel er wiegt, fasst Ashton zusammen. Diese Erkenntnis war allerdings nicht das eigentliche Studienziel – dieses blieb auf dem Kongress leider unerwähnt. Ashton: „Es gibt einige Punkte, die man über diese Studie wissen muss. Dies ist ein randomisierter, kontrollierter Trial […] Unser Ergebnis ist zwar statistisch signifikant, aber die Studie wurde nicht speziell dafür designt, um zu testen, wie sich die Qualität der Ernährung, inflammatorische Diäten und der BMI auf die Response von Medikamenten auswirken. Es ist also notwendig, die Arbeit in einer größeren Studie zu überprüfen, bevor irgendwelche Schlüsse gezogen werden können.“