Patienten, die im Jahr 2003 wegen SARS behandelt wurden, hatten vor allem mit zwei Folgeschäden zu kämpfen: Hüftkopfnekrose und Lungenfibrose. Eine Arbeitsgruppe hat jetzt die Spätfolgen untersucht.
Das Schwere Akute Respiratorische Syndrom, kurz SARS, zeigt sich mit dem klinischen Bild einer atypischen Lungenentzündung. Diese behandelte man während der SARS-Epidemie von 2003 oft mit Glukokortikoiden (z.B. Methylprednisolon), was bei einigen Patienten zu einer Femurkopfnekrose führte. Weiterhin waren bei vielen Patienten verbleibende Lungenstrukturveränderungen im Sinne einer Lungenfibrose erkennbar.
Die Arbeitsgruppe um Baoguo Jiang von der Abteilung Orthopädie und Trauma am Peking University International Hospital hat untersucht, wie sich diese Spätfolgen über einen Zeitraum von 15 Jahren entwickelt haben. Ihnen lagen die Daten von 71 ehemaligen SARS-Patienten vor.
Die Forscher stellten fest, dass die Läsionen in der Lunge, die per Thorax-CT gefunden wurden von 2003 bis 2004 bei allen Patienten rapide abnahmen. Dafür zogen sie die CT-Scans von 27 Patienten heran, die typische Verschattungen oder Konsolidierungen aufwiesen. Von 2004 bis 2018 blieben die Befunde allerdings stabil.
Insgesamt wurden 35 Patienten, sowohl im Jahr 2006 als auch 2018, Lungenfunktionstests unterzogen. Die Kohorte wurde auf der Grundlage der CT-Befunde aus dem Jahr 2003 – 6 Monate nach der Infektion – in zwei Gruppen aufgeteilt: normale und abnormale CT-Befunde. Die Mediziner verglichen dann die Parameter der Lungenfunktionstests zwischen der normalen CT-Befundgruppe und der Gruppe mit abnormalen CT-Befunden.
Zwischen den beiden Gruppen war lediglich das forcierte Exspirationsvolumen signifikant reduziert. Die anderen Parameter, darunter die Totale Lungenkapazität (TLC) und die Kohlenmonoxid-Diffusionskapazität der Lunge (DLCO), veränderten sich 15 Jahre nach der Erstinfektion nicht signifikant.
Die Ergebnisse deuteten darauf hin, dass eine Korrelation zwischen pulmonalen CT-Bildern und funktionellen Veränderungen vorlagen. Die Studie zeigt, dass die Lungenfunktion von Patienten im Jahr 2018 im Wesentlichen der von 2006 ähnelt. Eine leicht gestörte Diffusionsfunktion und milde restriktive Störungen blieben erhalten. Allerdings sollte man auch die natürliche Abnahme der Lungenfunktion über 15 Jahre nicht außer Acht lassen.
Von den 71 Patienten diagnostizierten Ärzte im Jahr 2003 bei 15 Patienten eine Femurkopfnekrose. Wie auf MRT-Aufnahmen ersichtlich, nahm sie bei den Patienten aber deutlich innerhalb von 2 Jahren nach der Infektion ab. Die Funktion der Hüfte blieb bei den meisten Patienten über 15 Jahre stabil. Die Hüftkopfnekrose, die durch kurzzeitige hohe Dosen der Steroidimpulstherapie bei SARS-Patienten induziert wurde, war nicht progressiv und teilweise reversibel, schreiben die Mediziner in ihrer Studie.
Im Falle der derzeitigen SARS-CoV-2-Pandemie raten Experten von der Gabe von Kortikosteroiden zur expliziten Behandlung von COVID-19 ab. Sie könnten aufgrund der Vielzahl an Nebenwirkungen mehr schaden als helfen.
Bei dem Thema Steroide und SARS-CoV-2 herrscht derzeit eine generelle Verunsicherung – auch unter Ärzten. Bei Patienten mit Vorerkrankungen wie etwa Asthma, die eine Behandlung mit Kortison nötig macht, soll die Medikation aber auf keinen Fall eigenmächtig abgesetzt werden.
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