Ein junger, gesunder Mann macht an einem heißen Sommertag einen Ausflug. Als er eine kurze Pause macht und etwas trinkt wird er plötzlich bewusstlos. Doch weder davor noch danach hat er irgendwelche Begleitsymptome.
Ein gesunder 32-jähriger Mann besucht an einem warmen, sonnigen Sommertag einen Wildpark. Nach etwa zwei bis drei Stunden setzt er sich in ein Café und bestellt ein kaltes Getränk. Als er den ersten Schluck nimmt, spürt er plötzlich einen stechenden Schmerz in der Brust. Kurz darauf sieht er zunehmend verschwommen. Plötzlich wird er bewusstlos. Einer seiner Begleiter reagiert zum Glück schnell genug und fängt ihn auf, um einen Sturz auf den Kopf zu verhindern.
Der Mann kommt schnell wieder zu sich - an seinen Ohnmachtsanfall kann er sich allerdings nicht erinnern. Abgesehen von einer leichten Benommenheit verschwinden auch alle anderen Symptome bald wieder. Trotzdem begibt er sich etwa 30 Minuten später ins nächste Krankenhaus.
Dort angekommen sind sowohl Blutdruck als auch Puls normal. Sein BMI beträgt 28,9 allerdings betreibt er 4-5 mal pro Woche Krafttraining und sein Körperfettanteil beträgt lediglich 8%. Die Einnahme sämtlicher Partydrogen oder leistungsfördernder Mittel verneint er. Auch sonst nehme er keine Medikamente. Innerhalb seiner Familie seien Hypotonie sowohl auf väterlicher als auch auf mütterlicher Seite bekannt. Einen ähnlichen Kreislaufkollaps habe er noch nie zuvor erlebt. CT-Aufnahmen des Kopfes und Thoraxes sind unauffällig und auch die Untersuchung der Schilddrüse liefert den Ärzten keinen Hinweis auf die Ursache.
Ein junger, fitter Mann wird einfach so bewusstlos - ohne Vorerkrankungen oder signifikante Familienanamnese; und genauso schnell wie die Symptome kommen, verschwinden sie auch wieder. Aber bewusstlos - einfach so? Ohne Grund? Was übersehen die Ärzte? Sie gehen den Ablauf im Vorfeld des Anfalls noch einmal genau durch - und plötzlich kommt ihnen eine Idee: Was wenn das Getränk der Auslöser war?
Plötzlich ergibt sich ein schlüssiges Bild. Der Mann trinkt an einem sehr heißen Tag ein kaltes Getränk. Im Ösophagus angekommen wird dadurch der Vagusnerv stimuliert - und der hat überreagiert. Er wirkt einerseits kardioinhibitorisch im Sinne einer negativen Chronotropie, Dromotropie und Bathmotropie und andererseits hemmt er die Wirkung des Sympathikus - es kommt also zur Vasodilatation. Dadurch versackt das Blut in die Peripherie und das Gehirn ist kurzzeitig unterversorgt. Solche Schlucksynkopen sind äußert selten und werden in der Regel bei Personen mit zugrunde liegenden Anomalien beobachtet. Denkbar sind beispielsweise Adam-Stokes-Anfälle - Synkopen die in Folge einer Herzrhythmusstörung induziert werden.
Da der junge Mann keinerlei Vorerkrankungen hat, gehen die Ärzte davon aus, dass es sich um eine Schlucksynkope - induziert durch das Kaltgetränk - handelt. Dieser Verdacht bestätigt sich, denn der Patient hat auch 5 Jahre nach dem Ereignis keinen weiteren Anfall erlitten. Er konnte jedoch immer wieder beim Konsum sehr kalter Nahrungsmittel kurze Episoden von Brustschmerzen, verschwommenem Sehen und Benommenheit beobachten.
Textquelle: Arandjelović / Journal of Medical Case Reports
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