Angesichts der dringend benötigten Kapazitäten während der COVID-19-Pandemie ergreift Jens Spahn ungewöhnliche Maßnahmen. In einem Sonderfall geht es um die automatische Anerkennung der Approbation für Medizin-Absolventen.
In einem Brief an die Gesundheitsministerien der Länder Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg bezeichnet Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) die Erteilung als „besonders dringlich“. Die adressierten Bundesländer hatten die automatische Anerkennung des Berufsabschlusses bisher verweigert, aber nach alternativen Lösungen gesucht.
Spahn schlägt nun eine Gleichwertigkeitsbescheinigung nach norwegischem Vorbild vor – diese pragmatische Vorgehensweise halte er zum jetzigen Zeitpunkt unabhängig von einer abschließenden europarechtlichen Bewertung für angebracht. Eine unmittelbare Zulassung könne in der gegenwärtigen Ausnahmesituation erwogen werden, auch weil frühere Äußerungen der Landesgesundheitsministerien gezeigt hätten, dass diese die Abschlüsse für vergleichbar hielten.
Zahlreiche Absolventen des englischsprachigen Studiengangs der Pommerschen Universität nahe der deutschen Grenze hatten trotz des Ableistens eines Praktischen Jahres ihre Approbation in Deutschland nicht erhalten. Den Absolventen des sogenannten Asklepios-Studiengangs fehlt das Staz, welches dem in Deutschland abgeschafften AiP (Arzt im Praktikum) entspricht, sowie eine mündliche Prüfung (LEK). Diese landesinternen polnischen Prüfungen sind in dem internationalen Studiengang nicht vorgesehen.
Allerdings gilt laut einer EU-Richtlinie eine ärztliche Ausbildung in Polen erst dann als abgeschlossen, wenn neben dem Diplom auch die beiden Bescheinigungen vorgelegt werden können. Polen wiederum betrachtet die Prüfungen nur dann als notwendig, wenn die Absolventen in Polen arbeiten wollen. Die Absolventen, die seit Monaten auf ihre Berufserlaubnis warten, hatten bereits im Februar eine Petition gestartet.
Quelle: © Dietrich Schröder / MOZBild: © Edwintp / pxhere / https://bit.ly/2JapKH4