Epidemiologen aus Singapur haben untersucht, wie wirkungsvoll die verschiedenen Maßnahmen zur Eindämmung von SARS-CoV-2 sind. Ihre Studie ist jetzt in The Lancet erschienen.
Die Forscher haben mithilfe eines mathematischen Modells vier verschiedene Szenarien simuliert und deren Outcome auf die Bevölkerung Singapurs untersucht. Als Baseline diente ein Szenario, in dem keinerlei Maßnahmen zur Eindämmung getroffen werden. Die vier modellierten Szenarien lauten wie folgt:
Die Autoren untersuchten zudem ein mögliches Outcome bei unterschiedlicher Infektiösität des Virus. Dafür rechneten sie mit einer Basisreproduktionszahl R0 = 1,5 für eine niedrige Infektiösität, R0 = 2,0 für eine moderate und R0 = 2,5 für eine hohe.
Im Baseline-Szenario und einer Basisreproduktionszahl von 1,5 erreichte an Tag 80 die Zahl der insgesamt Infizierten 279.000. Das entspricht 7,4 % der Gesamtbevölkerung Singapurs. Beträgt R0 = 2,5 sind an Tag 80 rund 1,2 Millionen Menschen inifziert, also 32 % der Bevölkerung. Die derzeit geschätzte Basisreproduktionszahl für SARS-CoV-2 liegt zwischen 1,5 und 3,5.
Die oben genannte Sortierung der Maßnahmen entspricht der Effektivität bezüglich der Eindämmung. Am wenigsten effektiv ist also alleinig die Isolation der Inifzierten. Danach folgen Schulschließungen und die Entfernung vom Arbeitsplatz. Verglichen mit dem Baseline-Szenario waren die kombinierten Interventionen die effektivsten.
Bei einer niedrigen Infektiösität konnte die Zahl der Fälle um 99 % gesenkt werden, wenn alle drei Maßnahmen gleichzeitig angewandt wurden. Je höher die Grundvermehrungsrate des Virus, desto schwieriger ist auch die Eindämmung. Dennoch konnten rein rechnerisch die kombinierten Maßnahmen auch bei hoher Infektiösität (R0 = 2,5) die Zahl der Infizierten erheblich senken: Verglichen mit dem Baseline-Szenario um 78,2 %.
Wie bei jedem anderen epidemiologischen Modell kann hiermit nicht die Realität abgebildet werden. Limitierende Faktoren sind etwa importierte Infektionen von außerhalb eines Landes oder die Bewegung und der mögliche Kontakt der Individuen innerhalb des Landes. Ungeklärt sind zudem wichtige epidemiologische Eigenschaften des Virus, wie etwa die tatsächliche Infektiösität.
Je strenger die Maßnahmen zur Eindämmung des Virus sind, desto effektiver kann die Epidemie aufgehalten werden – das klingt logisch. Die Autoren raten deshalb dazu, die kombinierten Interventionen umzusetzen, um die Infektionszahlen reduzieren zu können. Ist das nicht möglich, sei die Distanzierung vom Arbeitsplatz die nächstbeste Stategie, die man verfolgen sollte.
Bildquelle: Victor Garcia, Unsplash