Zwei COVID-19-bedingte Todesfälle von Kindern werfen erneut die Frage auf: Wie hoch ist das Risiko eines schweren Verlaufs für pädiatrische Patienten wirklich? In kürzlich veröffentlichten Studien wird nun der klinische Verlauf bei Kindern beschrieben.
Kinder sind nicht immun gegen SARS-CoV-2 und können sehr wohl an COVID-19 erkranken. Das Risiko eines schweren Verlaufs scheint bei Kindern zwar gering zu sein, doch wie aktuelle Fälle aus Großbritannien zeigen, ist es dennoch vorhanden.
Vor wenigen Tagen wurde über den Fall eines 13-jährigen Jungen berichtet, der in einem Londoner Krankenhaus positiv auf das Coronavirus getestet wurde. Er wurde am Donnerstag, dem 26.3. in das King's College Hospital aufgenommen, nachdem seine Familie bei ihm coronatypische Symptome wie Atemprobleme beobachtet hatte. Am Freitag wurde er positiv auf das Virus getestet. Vorerkrankungen waren nicht bekannt. Der Patient musste maschinell beatmet und in ein künstliches Koma versetzt werden. Am darauffolgenden Montag verstarb er an den Folgen der COVID-19-Erkrankung. Am Samstag, dem 4. April wurde im Vereinigten Königreich ein weiterer Todesfall eines Kindes bekannt. Es handelte sich um ein Kind im Alter von fünf Jahren mit Vorerkrankungen – welche, sind nicht bekannt.
Bisher stehen Kinder als COVID-19- Patienten nicht im Fokus. In einer chinesischen Studie von Anfang März waren nur 1 % der über 72.000 erfassten SARS-CoV-2-Infizierten Kinder unter 10 Jahren. In einer anderen Veröffentlichung mit über 44.000 COVID-19-Patienten lag der Anteil der unter 20-Jährigen bei 2,1 %. Entsprechend gibt es bisher nur wenige Daten zu dieser jungen Patientengruppe.
Eine Arbeitsgruppe aus der Provinz Zhejiang in China hat nun eine Studie zu 36 SARS-CoV-2-infizierten Kindern publiziert, in der sie die klinischen Merkmale von COVID-19 bei dieser jungen Patientengruppe analysiert.
Etwa die Hälfte der untersuchten Kinder (47 %) hat entweder keine oder nur milde Symptome, die andere Hälfte (53 %) zeigte moderate Krankheitssymptome wie Fieber, trockenen Husten, Kopf- und Gliederschmerzen, Halsschmerzen oder leichte respiratorische Auffälligkeiten.
Generell konnten zwei radiographische Befunde beobachtet werden: multiple Verschattungen sowie fleckige („patchy“) Verschattungen. 19 Kinder (53 %) zeigten die typischen Milchglastrübungen im Thorax-CT.
Acht Kinder (22 %) zeigten Anzeichen einer Lungenentzündung als alleiniges Merkmal, weitere elf Kinder (30 %) hatten zusätzlich noch Husten oder Fieber. Fünf (14 %) der Kinder litten ausschließlich unter Fieber und zwei Kinder (5 %) hatten trockenen Husten als alleiniges Symptom. Zehn (28 %) der positiv getesteten Kinder hatten keine Symptome einer Pneumonie.
Im Durchschnitt blieben die Kinder 14 Tage lang stationär. Während ihres Aufenthaltes wurden alle Kinder zwei Mal täglich mit Interferon-gamma per Inhalation behandelt. Zusätzlich bekamen 14 Kinder (39 %) Lopinavir–Ritonavir zwei mal täglich als Sirup verabreicht. Sechs der Patienten (17 %) erhielten eine Sauerstoffgabe. Bei den Kindern mit Fieber dauerte dieses im Durchschnitt 3 Tage an. Durchschnittlich 10 Tage nach Behandlungsbeginn ließ sich SARS-CoV-2 nicht mehr aus nasopharyngealen Abstrichen nachweisen (RT-PCR).
Interessant – wenn auch nicht unerwartet – sind die Unterschiede zu erwachsenen COVID-19-Patienten derselben Region: Insgesamt schienen die Krankheitsanzeichen bei den Kindern deutlich geringer zu sein. So hatten nur 36 % der Kinder Fieber, bei den Erwachsenen waren es 86 %. Auch Husten (19 % vs. 62 %), Pneumonie (53 % vs. 95 %) und eine Erhöhung des C-reaktiven Proteins (3 % vs. 49 %) kamen bei den Kindern deutlich seltener vor.
Vergleicht man den Krankheitsverlauf mit dem des SARS-Virus, so zeigten pädiatrische Patienten mit COVID-19 deutlich mildere Symptome bezogen auf die Ausprägung von Fieber, Husten, Lungenentzündungen und schwere Verläufe.
Im Vergleich mit einer H1N1-Influenza hatten Kinder mit COVID-19 deutlich weniger Symptome des oberen Atemtrakts (wie Husten oder Halsentzündungen), jedoch litten sie häufiger an einer Pneumonie.
Bildquelle: Michał Parzuchowski, unsplash