In einer kleinen unkontrollierten Studie wurde von einer chinesischen Arbeitsgruppe der Einsatz von Rekonvaleszentenserum bei beatmeten COVID-19-Patienten erprobt. Die Ergebnisse sind ermutigend.
Für die Evidenzpäpste gleich vorab: Die Studie umfasste nur fünf Patienten, ihre Aussagekraft ist daher gering. Trotzdem lohnt es sich, einen Blick auf die Ergebnisse zu werfen.
Die Studie wurde im Zeitraum vom 20. Januar bis zum 25. März im Third People’s Hospital in Shenzhen durchgeführt. Shen und Mitarbeiter wählten für ihren Feldversuch fünf beatmete COVID-19-Patienten mit akuter, rasch progredienter Pneumonie und ARDS aus. Alle Patienten hatten trotz antiviraler Therapie einen hohen Virusload.
Das verwendete Rekonvaleszentenserum enthielt spezifische SARS-CoV-2-Antikörper mit einem Titerwert > 1:1.000 (ELISA) und einem Neutralisationstiter > 40. Als Spender wurden fünf COVID-19-Patienten ausgewählt, die mindestens zehn Tage symptomfrei waren. Von jedem Spender wurden 400 ml Serum durch Plasmapherese gewonnen, die man anschließend den Erkrankten infundierte.
Nach der Transfusion kam es bei vier von fünf Patienten zu einer Normalisierung der Körpertemperatur und zu einer Abnahme des SOFA-Scores. Die Viruslast nahm ebenfalls ab und wurde zwölf Tage nach der Transfusion negativ. Bei vier Patienten heilte das ARDS zwölf Tage nach der Transfusion aus. Bei drei Patienten konnte im weiteren Verlauf auch die Beatmung ausgesetzt werden, zwei Patienten befanden sich 37 Tage nach der Transfusion in einem stabilen Zustand.
Die Ergebnisse der Studie machen deutlich, dass ein Rekonvaleszentenserum eine Therapiestrategie ist, die mangels anderer Alternativen stärker verfolgt werden sollte.
Quelle: Shen, C et al.: Treatment of 5 Critically Ill Patients With COVID-19 With Convalescent Plasma, JAMA. Published online March 27, 2020. doi:10.1001/jama.2020.4783
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