Verlorene Zeit und fehlerhafte Tests: Die erste Bilanz zum Umgang der USA mit SARS-CoV-2 sieht alles andere als gut aus. Immerhin scheint US-Präsident Donald Trump die weltweite Krise, die nun auch seine Heimat mit voller Wucht erreicht hat, inzwischen halbwegs realistisch einzuschätzen. Während er Ende Februar noch verkündete, es gebe bloß 15 Corona-Fälle in den USA und auch die seien bald Vergangenheit, schlägt er jetzt andere Töne an. So äußerte er sich überraschend vorsichtig zu Schätzungen von Dr. Anthony Fauci, Experte für Infektionskrankheiten, dass etwa 100.000 US-Amerikaner im Rahmen der Pandemie sterben könnten. Wenn man die Zahl der Toten bei etwa 100.000 halten könne, „haben wir insgesamt einen sehr guten Job gemacht“, wird Trump unter anderem von CNN zitiert.
Kritiker und Experten werfen ihm vor, nicht schnell und konsequent genug gehandelt zu haben. USA Today bezeichnet das Vorgehen der US-Regierung in der Anfangsphase der COVID-19-Pandemie als „Kaskade des Versagens, die nun Leben kostet.“ Ihren Ausgang nahm diese Kaskade mit eigenen Tests auf das neuartige Coronavirus. Denn während die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schon zu Beginn der Pandemie Tests zur Verfügung stellte, bestanden die USA darauf, ihre eigenen Tests zu kreieren. Das Ende vom Lied: Man kommt mit der Produktion nicht nach, die Tests erwiesen sich als unzuverlässig. Laut Recherchen von USA Today stellten die Centers for Disease Control and Prevention (CDC) die vermeintliche Genauigkeit der Tests gegenüber staatlichen Gesundheitsbehörden sogar falsch dar.
Auch die Geschwindigkeit, in der Tests ausgewertet werden könnten, wurde inzwischen als Lüge der CDC enttarnt. Ende Februar wurde US-Labors zugesichert, dass alle Proben innerhalb von 24 Stunden ausgewertet würden. Doch die Direktorin des Labors für Viruserkrankungen in Kalifornien berichtet unter anderem, dass sie vier bis fünf Tage auf ein Testergebnis warten müsse. Die Experten verstehen, dass die Situation schwierig und ungewiss sei – umso mehr müssten sie sich aber jetzt auf Informationen des CDC und der Regierung verlassen können, kritisieren Ärzte und Labormitarbeiter. Das sei im Moment überhaupt nicht der Fall.
Wie so oft ist auch hier US-Präsident Trump Teil des Problems. Von Unverständnis über die Zahl benötigter Beatmungsgeräte und Schutzmasken, über das schlichte Verweigern von Hilfsmitteln und medizinischem Personal – Trump torpediert weiterhin das Krisenmanagement seines Landes. Und hat längst einen Weg gefunden, die Pandemie politisch zu instrumentalisieren: Er spricht seit einigen Wochen konsequent vom „Chinese Virus“.
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