Seit Jahren verordnen Psychiater erwachsenen Patienten Lithiumsalze, um bipolare Störungen zu behandeln. Eine neue Studie zeigt: Von dieser Strategie profitieren auch Kinder. Sie sprechen gut auf das Pharmakon an. Und Nebenwirkungen spielen keine Rolle.
Ein therapeutischer Klassiker: Seit Mitte des 20. Jahrhunderts setzen Psychiater Lithiumsalze ein, um bipolare Störungen, Manien oder Depressionen zu therapieren. Zahlreiche Forschergruppen haben die Effekte untersucht und beispielsweise Effekte zur Suizidprävention bei affektiven Störungen nachgewiesen. Kinder und Jugendliche standen bislang nicht im Fokus – ein problematischer Aspekt aufgrund der geringen therapeutischen Breite von Lithium. Grund genug für Ärzte, das Pharmakon nur zögerlich zu verordnen.
Jetzt hat das Eunice Kennedy Shriver National Institute of Child Health and Human Development (NICHD) Ergebnisse einer randomisierten klinischen Studie mit Kindern und Jugendlichen vorgestellt. Alle 81 Patienten waren zwischen sieben und 17 Jahren alt. Sie litten an einer bipolaren Störung. Robert L. Findling vom Johns Hopkins University beziehungsweise vom Kennedy Krieger Institute aus Baltimore, Maryland, teilte sie randomisiert in zwei Gruppen ein. 53 Patienten erhielten Lithium, und weitere 28 lediglich ein Placebo. Endpunkt waren Werte auf der Young Mania Rating Scale als Goldstandard zur Psychometrie manischer Erkrankungen. Unter Verum kam es zu einer signifikanten Verbesserung, verglichen mit Placebo. Die Differenz lag bei 5,41 Punkten; die gesamte Skala umfasst 60 Punkte. Gemessen an der Clinical Global Impression Scale verbesserten sich Symptome bei 47 Prozent der Patienten deutlich (Vergleich: 21 Prozent).
Wie Robert Findling weiter schreibt, kam es unter der Behandlung zu keinen nennenswerten Ereignissen. Er berichtet lediglich von einem geringen Anstieg der Thyrotropinkonzentration, was Forscher nicht wirklich überrascht hat. Bei Erwachsenen tritt der Effekt ebenfalls auf. Als Grund sehen Ärzte vor allem Störungen der Hormonproduktion der Schilddrüse. Unter Verum kam es zu keiner signifikanten Gewichtszunahme, was aber auch an der kurzen Studiendauer liegen könnte. Findling behandelte seine Patienten lediglich acht Wochen. Er will seine Probanden jedenfalls längerfristig beobachten.