Die Überlastung unseres Gesundheitssystems muss um jeden Preis vermieden werden. Jetzt sollen Tierarztpraxen geeignete Beatmungsgeräte stellen und in ihren Labors menschliche Proben auf SARS-CoV-2 testen.
Durch die Verminderung der täglichen Infektionszahlen soll unser Gesundheitssystem vor der Überlastung gechützt werden. Die Anzahl der Beatmungsplätze sowie das zur Verfügung stehende Personal sind limitiert. Zumindest für ersteres Problem gibt es nun einen weiteren Lösungsansatz.
Die Deutsche Veterinärmedizinische Gesellschaft (DVG) hat einen Aufruf an Tierarztpraxen und Tierkliniken gestellt. Sie sollen ihr Inventar auf für die Humanmedizin geeignete Beatmungsgeräte überprüfen. Hierfür hat die DVG-Fachgruppe Veterinärmedizinische Anästhesie und Intensivmedizin (VAINS) Mindestanforderungen an Beatmungsgeräte veröffentlicht und nennt einige Geräte von Herstellern, welche humanmedizinischen Standarts entsprechen. Hierzu zählen unter anderem Geräte von Dräger oder Heinen, die jedoch nicht älter als 10 Jahre sein dürfen.
Die Bayerische Landestierärztekammer hat auf ihrer Internetseite einige geeignete Modelle aufgeführt. Tierkliniken sollen sich in eine entsprechende Liste beim DVG eintragen, damit sie ihre Geräte beim Bedarfsfall Krankenhäusern zur Verfügung stellen können. Die DVG möchte dann alle Kontaktdaten gesammelt an die zuständigen Behörden weiterleiten. Es soll ein „kleiner Beitrag in unsicheren Zeiten“ sein.
Im Bundesland Hessen gibt es seit dem 27.03.20 sogar eine Meldepflicht für geeignete Beatmungsgeräte. Tierkliniken dort sind also aktuell Verpflichtet Geräte, die für die invasive oder nicht-invasive Beatmung am Menschen infrage kommen, dem Gesundheitsamt zu melden.
Aber es gibt noch einen weiteren Bereich, in dem die Kapazitäten der Tiermedizin in dieser Krise genutzt werden können: Labore.
So könnten laut dem Bundesverband Praktizierender Tierärzte (bpt) veterinärmedizinische Labore die Corona-Testkapazitäten in Deutschland vervielfachen. Laut bpt können rund 70.000 zusätzliche Tests pro Woche durchgeführt werden. „Die Tiermedizin steht bereit, um die Kolleginnen und Kollegen aus der Humanmedizin mit allen Kräften zu unterstützen“, wird Dr. Siegfried Moder, Präsident des bpt in der zugehörigen Pressemitteilung zitiert.
Weiter heißt auf der Internetseite des bpt: „Obgleich der Präsident des Robert-Koch-Instituts schon mehrfach auf diese Erweiterungsmöglichkeit hingewiesen hat, bewegt sich bislang nichts. Ein Grund dafür scheint die fehlende Abrechnungsgrundlage für die Kassenärztlichen Vereinigungen zu sein.“ Inzwischen scheint es aber erste Vet-Labore zu geben, welche bereits in diesem Monat humanmedizinische Proben testen. So scheinen sowohl staatliche aber auch private Vet-Labore wie Laboklin bereits auf die Anfragen reagiert zu haben.
Die labortechnische Versorgung der Tiere sei jedoch weiterhin gesichert. Durch die Ausgangsbeschränkungen und die dadurch reduzierten tiermedizinischen Behandlungen seien Kapazitäten frei.
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