Unter Deutschlands Ärzten und Pflegekräften befinden sich tausende Menschen, die mit SARS-CoV-2 infiziert sind. Das geht aus einer Anfrage der Süddeutschen Zeitung an das Robert-Koch-Institut (RKI) hervor.
Das Coronavirus breitet sich überall aus, natürlich auch unter Medizinern. Dem RKI zufolge sind bereits 2.300 Ärzte und Pfleger infiziert, dabei dürfte die Dunkelziffer deutlich höher ausfallen. „Es muss von einer Untererfassung ausgegangen werden“, erklärte das Institut gegenüber der Zeitung.
Die genannte Zahl bezieht sich ausschließlich auf Krankenhausmitarbeiter. Das Personal in Laboren, Arztpraxen, Senioren- und Pflegeheimen sowie ambulanten Pflegediensten wird hier nicht berücksichtigt. Immer mehr Praxen müssen aufgrund von erkranktem Personal schließen oder weil keine Schutzkleidung mehr zur Verfügung steht.
Derzeit gibt es keine systematische und zentrale Erfassung zu Corona-Erkrankten im medizinischen Personal. Die tatsächliche Zahl kennt also niemand. „Ein Rechercheteam hat deswegen Anfang der Woche bundesweit knapp 400 Gesundheitsämter, ferner Landesärztekammern, kassenärztliche Vereinigungen, Berufsgenossenschaften sowie Landesregierungen angeschrieben mit der Bitte um Auskunft zu Zahlen des durch das Coronavirus infizierten medizinischen Personals. Aus den meisten Landesregierungen und dem Bundesgesundheitsministerium hieß es, man könne keine Angaben machen“, heißt es in dem SZ-Bericht.
So gibt es laut zuständigem Gesundheitsamt im Kreis Zwickau in Sachsen 60 Ärzte und Pflegekräfte, die sich mit SARS-CoV-2 angesteckt haben. Angaben des Landesgesundheitsamts von Baden-Württemberg zufolge wurden bis Mittwoch 566 Infektionen bei medizinischen Mitarbeitern registriert, das seien fast doppelt so viele wie in der Vorwoche. Von vielen Gesundheitsämtern gab es aber auch gar keine Rückmeldung. Außerdem kann man sich anscheinend nicht hundertprozentig auf die Angabend verlassen. „Zwar empfiehlt das Robert-Koch-Institut, bei der Meldung von Corona-Infektionen auch Angaben zum Beruf der Betroffenen aufzunehmen, etwa wenn diese in einem Krankenhaus arbeiten. Im Alltag wird das aber offenbar sehr unterschiedlich gehandhabt. Zudem fehlen standardisierte Meldewege“, heißt es im Artikel weiter.
Um besser einschätzen zu können, wie belastet unser Gesundheitssystem wirklich ist, wäre die Information zur Infektionsrate bei medizinischen Mitarbeitern essenziell. Was das derzeitige Versorgungssystem und seine Grenzen betrifft, liegt der mediale Fokus vorrangig auf Bettenkapazitäten, viel zu wenig aber auf dem Personal.
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