Wissenschaftler haben einen neuen Impfstoffkandidaten gegen SARS-CoV-2 entwickelt. Er wird über ein fingerspitzengroßes Pflaster verabreicht. Bei Tests an Mäusen erwies sich das Vakzin als vielversprechend.
Der neue Impfstoffkandidat, den die Autoren der Universität Pittsburgh School of Medicine PittCoVacc (kurz für Pittsburgh CoronaVirus Vacc) nennen, basiert auf einem etablierten Ansatz, bei dem rekombinante Komponenten von viralen Proteinen zum Aufbau der Immunität verwendet werden (Subunit-Impfstoff). Für die Entwicklung griffen die Wissenschaftler auf die Proteinsequenz des SARS-CoV-2-Spikeproteins zurück.
Verabreicht werden soll der Impfstoff über einen neuartigen Ansatz, der als Mikroneedle-Array bezeichnet wird. Dabei handelt es sich um ein Pflaster, das auf einer Seite mit 400 winzigen Nadeln besetzt ist. Diese bestehen vollständig aus Zucker und viralen Proteinstücken und geben die viralen Komponenten an die Haut ab. Dort ist die Immunreaktion am stärksten, was zu einer erhöhten Wirksamkeit führen soll. Die Nadeln lösen sich zudem vollständig auf.
Nach Angaben der Wissenschaftler beruht ihre Methode der Impfstoffverabreichung auf der ursprünglichen Kratzmethode, mit der auch der Pockenimpfstoff auf die Haut gebracht wurde. Allerdings sei ihre Version recht schmerzfrei und fühle sich an wie ein Klettverschluss. Darüberhinaus sei sie effizienter als die alte Kratzmethode und von Patient zu Patient reproduzierbar.
Vielversprechende Ergebnisse
In Tierversuchen mit Mäusen zeigte der Wirkstoff bereits vielversprechende Ergebnisse. Hier erzeugte PittCoVacc innerhalb von zwei Wochen nach der Verabreichung einen statistisch signifikanten Anstieg der antigenspezifischen Antikörperreaktionen gegen SARS-CoV-2 verglichen mit den Ergebnissen vor der Impfung und den Ergebnissen aus der Vorwoche.
Zwar geben die Autoren zu bedenken, dass die Tiere bisher nicht langfristig beobachtet wurden, allerdings verfügen die Wissenschaftler bereits über Erfahrungen in der Impfstoffentwicklung. So arbeiteten sie bereits an einem MERS-CoV-Impfstoff und konnten dort zeigen, dass die Mäuse, die dieses Vakzin verabreicht bekamen, mindestens ein Jahr lang eine ausreichende Menge an Antikörpern produzierten, um das Virus zu neutralisieren. Die Ergebnisse bei den Mäusen, die den neuen Impfstoff gegen SARS-CoV-2 erhielten, scheinen, so die Forscher, dem gleichen Trend zu folgen.
Ein weiterer Pluspunkt des neuen Impfstoff sei, dass er seine Wirksamkeit auch nach einer gründlichen Sterilisation mit Gammastrahlen behält. Zudem ist das Herstellungsverfahren nach Angaben der Autoren hoch skalierbar. Darüberhinaus sei es nicht nötig, die fertigen Pflaster kühl zu lagern, sie können bis zur Verwendung bei Raumtemperatur aufbewahrt werden.
Die Wissenschaftler stellen zur Zeit einen Antrag auf Genehmigung des neuen Impfstoffs bei der Food and Drug Administration (FDA) und erwarten, mit Phase-I-Studien am Menschen in den nächsten Monaten beginnen zu können.
Quelle: © Eun Kim et al. / EBioMedicine
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