Ein Medikament, das die SARS-CoV-2-Infektion bremst, soll jetzt in einer Phase-II-Studie in Deutschland getestet werden.
SARS-CoV-2 bindet bekanntlich an das Protein ACE2, um ins Innere einer menschlichen Zelle zu gelangen. Ein Medikament, das diesen Schritt verhindert, soll jetzt in einer Phase-II-Studie in Deutschland getestet werden. Es war zuvor schon zur Behandlung verschiedener Lungenkrankheiten getestet worden.
Bei dem Wirkstoff handelt es sich um humanes rekombinantes (gentechnologisch erzeugt) lösliches ACE2 (hrsACE2). In einer Studie, die gestern im Journal Cell veröffentlicht wurde, zeigen Wissenschaftler aus Schweden und Kanada, wie der Wirkstoff die SARS-CoV-2-Infektion beeinflusst.
Die Idee: Indem man dem Virus eine Kopie des Enzyms präsentiert, bringt man es dazu, an diesen „Köder“ anzudocken anstatt am echten ACE2. Wenn die Hypothese stimmt, dann sollte die Virusvermehrung in der Lunge und in anderen Organen zurückgehen.
In den Zellkultur-Experimenten, die die Forscher im Rahmen ihrer Studie durchgeführt haben, funktionierte das tatsächlich. Gemessen an den Plaque-forming Units (PFU) konnte die Viruslast in infizierten Vero-E6-Zellen um den Faktor 1.000 bis 5.000 reduziert werden. Der Effekt war dabei dosisabhängig. Setzten die Forscher hingegen rekombinantes ACE2 von Mäusen ein, hatte das keine Auswirkung auf die Viruslast.
Die Forscher testeten den Wirkstoff zusätzlich in Organoiden aus Blutgefäßen und Nieren. Auch hier scheint hrsACE2 eine Infektion mit SARS-CoV-2 weitestgehend zu verhindern. Mit Hilfe dieser Organoide konnten die Forscher zudem zeigen, dass sich das Virus direkt in Endothelzellen und in der Niere vermehren könnte. Dies liefert laut der Autoren wichtige Informationen über die Tatsache, dass schwere COVID-19-Verläufe mit Multiorganversagen und Herz-Kreislauf-Schäden einhergehen können. Da es sich aber bisher nur um In-vitro-Versuche handelt, müssen die Ergebnisse nun in klinischen Studien verifiziert werden.
Künstlich hergestelltes ACE2 existiert bereits als Medikament. Das Biotech-Unternehmen Aperion Biologics hat das Medikament namens APN01 (rhACE2) ursprünglich zur Behandlung des akuten Lungenversagens (ARDS) und der pulmonal-arteriellen Hypertonie (PAH) entwickelt. Nach der Zulassung einer Studie in China, plant das Unternehmen jetzt auch eine Phase-II-Studie an insgesamt 200 COVID-19-Patienten in Deutschland, Österreich und Dänemark.
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