Mit rund 300 Mitarbeitern im Homeoffice ist SARS-CoV-2 auch bei DocCheck ein wichtiges Thema. Wir wollten wissen, wo wir im Hinblick auf die „Herdenimmunität“ stehen, und haben allen Mitarbeitern einen Schnelltest angeboten. Ein Erfahrungsbericht.
Die Teilnahme am COVID-19-Test war freiwillig – medizinische Untersuchungen im Beruf sind immer ein heikles Thema. Umso mehr hat uns die Resonanz überrascht: Rund 100 Mitarbeiter wollten sich testen lassen. Da wir mehrere Ärzte im Haus haben, übernahmen unsere Mediziner Bijan Fink und Frank Antwerpes kurzerhand das Testing.
Damit der Test selbst nicht zur Ansteckungsquelle wurde, führten wir die Schnelltests parallel an zwei räumlich getrennten Arbeitsplätzen durch. Während der Untersuchung trugen sowohl der Mitarbeiter als auch der Untersucher einen Mundschutz. Es waren immer nur ein Mitarbeiter und ein Untersucher im gleichen Raumabschnitt.
Alle Kollegen wurden an festen Terminen einbestellt, um eine Gruppenbildung zu vermeiden. Wir haben 2 Testtage angeboten. Am ersten Tag haben wir mit 10-Minuten-Slots pro Mitarbeiter geplant, am zweiten Tag kamen wir mit 6-Minuten-Slots aus, da wir schon eingespielt waren. Einen Anamnesebogen, der die wichtigsten COVID-19-Symptome abfragt, konnten die Mitarbeiter vorher herunterladen und ausfüllen. Einschlusskriterium waren Erkältungssymptome in den letzten 8 Wochen. Mitarbeiter, die akut oder in den letzten 7 Tagen erkältet waren, wurden vom Test ausgeschlossen.
Als Testsystem haben wir einen COVID-19-Schnelltest von Servoprax verwendet. Er weist IgG/IgM-Antikörper gegen SARS-CoV-2 nach. Für den Test wird ein Tropfen Kapillarblut am Finger entnommen und mit einer mitgelieferten Pipette auf das Testfeld geträufelt. Das Testergebnis ist nach 10 Minuten visuell ablesbar.
Schnellteste sind umstritten, da sie zwar sensitiv sind, aber nicht spezifisch auf SARS-CoV-2 reagieren. Auch andere Coronaviren können theoretisch ein positives Testergebnis auslösen. Eine akute Infektion lässt sich damit auch nicht nachweisen – man muss etwa 7–10 Tage nach den Symptomen messen. Diese Einschränkungen waren für uns aber nicht relevant, da wir vor allem herausfinden wollten, wieviele Mitarbeiter wahrscheinlich noch keinen Viruskontakt hatten, sprich COVID-naiv sind.
Verschiedene COVID-19-Schnellteste
Die Mitarbeiter brachten ihren Anamnesebogen zur Untersuchung mit. Nach einem kurzen Aufklärungsgespräch wurde das Blut an der Fingerkuppe entnommen. Um möglichst viele Tests parallel durchzuführen, haben wir jeweils während der Wartezeit auf das Testergebnis schon den nächsten Mitarbeiter untersucht. Die zuerst getestete Person konnte dann draußen an der frischen Luft auf ihr Ergebnis warten. Auf diese Weise lassen sich mit zwei Untersuchern 50–80 Tests an einem Nachmittag durchführen, ohne dass Hektik aufkommt.
Beim ersten Termin testeten 3 von 44 Mitarbeitern positiv, beim zweiten Termin 5 von 52. Die große Mehrheit unserer Mitarbeiter (91,6 %) hatte also wahrscheinlich noch keinen Kontakt mit SARS-CoV-2. Nur bei 8,3 % sind Antikörper nachweisbar. Wir haben die Testergebnisse aus Datenschutzgründen nur den Mitarbeitern übergeben und lediglich anonyme Strichlisten geführt.
Auch wenn der Schnelltest kein wasserdichter Beleg für eine COVID-19-Infektion ist, kann man im Zusammenhang mit den anamnestischen Angaben die Wahrscheinlichkeit weiter einengen. Über die Hälfte der positiv Getesteten berichteten nämlich über ausgeprägtes Krankheitsgefühl oder über die für COVID-19 typischen Geschmacks- und Geruchsstörungen. Allen „Positiven“ bieten wir auf Firmenkosten an, das Ergebnis durch eine serologische Antikörpertestung im Labor (ELISA) zu bestätigen. Sicher ist sicher.
Nachtrag am 30.4.2020: Inzwischen liegen uns die Ergebnisse der ELISA vor. 6 von 8 Mitarbeitern nahmen am Follow-Up teil. Der positive Antikörperbefund wurde in 5 von 6 Fällen durch das Labor bestätigt. Der Mitarbeiter mit negativem ELISA-Befund hatte im Schnelltest nur eine Anzeige des IgM. Der Labortest sucht allerdings nur nach IgA- und IgG-Antikörpern. Ob der alleinige IgM-Nachweis im Schnelltest weniger verlässlich als der IgG-Nachweis, ließ sich in diesem Setup nicht nachweisen.
Von einer Herdenimmunität sind wir bei DocCheck weit entfernt. Diese Erkenntnis ist wichtig, um das Ausmaß der notwendigen Vorsichtsmaßnahmen bei der vielbeschworenen Rückkehr zum „Normalbetrieb“ festzulegen. Aufgrund der mangelnden Immunisierung haben wir uns jetzt für das System „Revolver“ entschieden. Dabei rotieren alle Mitarbeiter nach einem festgelegten Gruppenschema einmal in der Woche aus dem Homeoffice an den Arbeitsplatz. 20 % der Mitarbeiter sind montags in der Firma, 20 % dienstags, 20 % mittwochs usw. Die Gruppen sind fix, um Querinfektionen zu vermeiden.
Die Teilnahme ist freiwillig, Mitarbeiter mit besonderen Gesundheitsrisiken (Diabetes, Asthma) sind per se ausgenommen. Durch eine zusätzliche Maskenpflicht und intensive Hygienemaßnahmen in den Betriebsräumen wollen wir so trotz Lockerung ein Maximum an Sicherheit am Arbeitsplatz herstellen.Bildquelle: Shiro Hatori/Unsplash