Tritt eine SARS-CoV-2-Infektion häufig auch mit anderen respiratorischen Infektionen auf? Dieser Frage gehen unterschiedliche Forscher-Teams nach.
Eine Arbeitsgruppe der Stanford Universität in Kalifornien hat in einer Studie die Co-Infektionsraten für SARS-CoV-2 und andere respiratorische Krankheitserreger untersucht. Hierfür haben die Wissenschaftler über einen Zeitraum von 3 Wochen 1.206 Patienten mit Symptomen einer Atemwegserkrankung getestet. Die nasopharyngealen Abstriche wurden mittels RT-PCR auf SARS-CoV-2 sowie auf Influenza-Viren (A und B), RSV, Parainfluenzaviren (1–4), hMPV, Rhinovirus und humane Enteroviren, Adenoviren, andere Coronaviren, Chlamydia pneumoniae sowie Mycoplasma pneumoniae getestet.
Unter allen Proben wurden 9,5 % der Abstriche positiv auf SARS-CoV-2 getestet. Dabei lag der Anteil der Personen, die zusätzlich mit einem oder mehreren der anderen Viren infiziert war bei 20,7 %. Unter den SARS-CoV-2-negativen Personen lag dieser Anteil bei 26,7 % und unterschied sich demnach nicht signifikant. Auch von den Probanden, die zuerst positiv auf mindestens eins der anderen Viren getestet wurden, lag der SARS-CoV-2-positive Anteil mit 7,5 % nicht weit entfernt vom negativ getesteten Anteil (10,2 %).
Die häufigsten Co-Infektionen waren Rhino- und Enteroviren (6,9 %), RSV (5,2 %) und andere Coronaviren (4,3 %).
Eine der ersten Studien aus China suggeriert, dass die Rate an Co-Infektionen mit anderen respiratorischen (viralen) Erregern unter COVID-19-Patienten sehr niedrig sei (in der Studie waren es 0 %). In den USA zeigte sich den Autoren aus Stanford jedoch ein anderes Bild: Hier traten sehr wohl Co-Infektionen auf und zwar im gleichen Maße wie bei SARS-CoV-2-negativ getesteten Probanden. Eine bestehende Infektion mit anderen Erregern scheint außerdem keine SARS-CoV-2-Infektion zu begünstigen.
Die Autoren schlussfolgern demnach, wenn ein Patient mit einem anderen respiratorischen Virus infiziert ist, kann SARS-CoV-2 nicht ausgeschlossen werden oder andersherum. Das routinemäßige Testen auf andere respiratorische Erreger während der SARS-CoV-2-Pandemie ist also nur dann sinnvoll, wenn ein positives Ergebnis auch Auswirkungen auf die Therapie bzw. das Behandlungsregime hat.
Bildquelle: NIAID, Wikimedia commons