In einer ersten Studie wird die Gabe von Tocilizumab bei schwerem Verlauf einer Infektion mit SARS-CoV-2 getestet. Der Antikörper kommt normalerweise bei rheumatoider Arthritis zum Einsatz.
Weltweit sind mittlerweile über zwei Millionen Menschen mit SARS-CoV-2 infiziert. Während diese Infektion bei vielen Betroffenen ohne oder mit wenigen Symptomen verläuft, sind die Gesundheitssysteme mehrerer Länder durch Patienten mit schweren Verläufen stark gefordert. Forscher und Ärzte sind daher fieberhaft auf der Suche nach einer Therapie, die einen fulminanten Verlauf der Erkrankung verhindern kann.
Drei Ursachen scheinen zu einem solchen, zum Teil lebensbedrohlichen Verlauf von COVID-19 zu führen:
Zu den Zytokinen gehören die Interleukine, die sich in entzündungsfördernde und entzündungshemmende unterscheiden lassen. „Der Zytokinsturm bei COVID-19 erinnert uns an Verläufe, die wir zum Beispiel von der CAR-T-Zelltherapie bei Blutkrebs kennen“, sagt Prof. Michael von Bergwelt. Der Onkologe, Intensivmediziner und Infektiologe ist Direktor der Medizinischen Klinik III am LMU Klinikum München und Experte für dieses Krankheitsbild.
Seine Kollegen Dr. Tobias Herold und Dr. Tobias Weinberger konnten zeigen, dass der Botenstoff Interleukin-6 bei Patienten mit sehr schweren COVID-19 Verläufen erhöht ist und der Blutspiegel die Notwendigkeit eines Intensivaufenthaltes mit hoher Wahrscheinlichkeit früh erkennen lässt. „Hier sehe ich Parallelen zu den zellulären Immuntherapien“, ergänzt Prof. von Bergwelt.
Hierzu gibt es einen vielversprechenden Ansatz: Das Andocken des Interleukin-6 auf der Zelloberfläche kann durch Tocilizumab verhindert werden. Somit entfaltet das Interleukin nicht seine volle, entzündungsfördernde Wirkung und der gefährliche Zytokinsturm flaut ab. Diesen Ansatz, der in der Zelltherapie bei der Krebsbehandlung sehr effektiv ist, verfolgt die COVACTA-Studie bei COVID-19-Patienten. „Erste publizierte Fallberichte und unsere eigenen Erfahrungen aus der Zelltherapie deuten an, dass dieser Ansatz großes Potential haben könnte“, sagt Prof. Marion Subklewe, Leiterin des CAR-T-Zellprogramms am LMU Klinikum.
In die Studie sollen weltweit 330 Patienten mit eingeschlossen werden. „Vor Ostern sind nun bereits die ersten beiden deutschen Patienten im Rahmen der Studie mit diesem Ansatz in München behandelt worden“, bestätigt Prof. von Bergwelt, der Hauptprüfer der LMU (Principal Investigator) ist.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung des Klinikums der Universität München
Bildquelle: Rebel1965, pixabay