Ein sehr umstrittenes Prozedere startet derzeit in Chile. Dort werden sogenannte „immunity cards“ an Corona-Genesene verteilt.
Chile ist das erste Land, das diesen Weg geht, schreibt unter anderem New York Times. Jene Menschen, die eine Infektion mit dem neuartigen Coronavirus überstanden haben, erhalten eine Immunity Card, die es ihnen erlaubt, ins geregelte Arbeitsleben zurückzukehren.
Ob diese Personen tatsächlich immun sind, wie lang diese Immunität andauert und wie verlässlich der zugrundeliegende Antikörpertest war, sind Fragen, die ungeklärt bleiben. „Wir wissen nicht, was als nächstes passieren wird. […] Diese jüngste Entscheidung, Immunität zu attestieren, basiert auf schwacher wissenschaftlicher Evidenz“, kritisiert Dr. Jorge Jiménez de la Jara. Er war Chiles Gesundheitsminister in der Zeit, als das Land 1990 in die Demokratie zurückkehrte.
„Wir müssen lernen, anders zu leben“, sagte Dr. Paula Daza, eine Sprecherin des chilenischen Gesundheitsministeriums am Sonntag. Es gehe darum, „nach und nach unsere Leben wieder aufzunehmen“, wird sie in Medienberichten zitiert.
Jeder kann sich ab heute (Montag) für eine Karte anmelden. Um sich für eine Immunity Card zu qualifizieren, muss die Person sich einem Antikörpertest auf SARS-CoV-2 unterziehen. Infizierte müssen mindestens 14 Tage lang ohne Symptome gewesen sein, bei Personen mit beeinträchtigtem Immunsystem sind es 28 Tage. Unter diesen Kriterien seien über 4.300 Menschen geeignet, eine Karte zu erhalten, so Daza.
Die Quarantäne-Situation bleibt in in mehreren Gebieten Chiles weiterhin bestehen, dazu zählen Teile der Hauptstadt Santiago. Mit 10.088 Tests ist Chile bisher das Land in Lateinamerika, das die meisten Menschen auf das Coronavirus getestet hat. Aktuell gibt es 10.088 Corona-Infizierte und 133 COVID-19-bedingte Todesopfer (Stand 20.4.2020, 9:00 Uhr).
„Das Schlimmste steht uns noch bevor“, sagte Gesundheitsminister Jaime Mañalich. Er erwartet einen Höchststand infizierter Corona-Fälle im Mai. Zusammen mit dem Winter in der südlichen Hemisphäre rückt auch die Grippesaison näher. Sie könnte Chiles Versorgungssystem zusätzlich belasten.
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