Wir begleiten die Behandlung eines COVID-19-Patienten. Aufgrund des großen Interesses an dem Fall, möchten wir abschließend den restlichen stationären Aufenthalt schildern.
Wir berichteten über einen 45-jährigen Patienten, der sich in der Notaufnahme einer Münchner Klinik vorstellte. Wer den Fall nicht kennt, kann hier den Beginn nachlesen. CT-Bilder von Tag 1 und 5 sind zur Ansicht dabei. Den Verlauf von Tag 10 bis 15 haben wir hier zusammengefasst. Wie geht es inzwischen dem Patienten?
Der nierentransplantierte 45-jährige Patient (Immunsuppression mit MMF) wurde am Tag 15 (01.04.2020) von der Intensiv- auf die Normalstation verlegt. Der zusätzliche Sauerstoffbedarf lag zunächst noch bei 1 l/min und konnte beendet werden.
Der weitere stationäre Aufenthalt gestaltete sich erfreulicherweise ohne erneute Komplikationen. Hydroxychloroquin und Azithromycin wurden abgesetzt. Nach Rücksprache mit der Nephrologie wurde MMF auf Ciclosporin und Prednisolon umgestellt. Das CRP fiel von
An diesem Tag konnte der Patient auch entlassen werden.
Das IL-6 hatte sich normalisiert bei 5,8 pg/ml (<5,9) und die Lymphozyten zeigten Normalwerte von absolut 1.570/µl bei erhöhten Leukozyten von 11.900/µl (3.900 - 9.800).
Bei der Entlassung war RNA von SARS-CoV2 im Nasen-/Rachenabstrich nachweisbar, so dass dem Patienten eine 2-wöchige häusliche Quarantäne auferlegt wurde.
Vermutlich konnte RNA aufgrund des schweren Verlaufs und aufgrund der Immunsuppression noch länger nachgewiesen werden. In einer Arbeit von Ling et al.[1] betrug bei 66 genesenen Patienten mit einem mittleren Alter von 44 Jahren (16-78 J) die Zeit vom Beginn der ersten Symptome bis zur ersten negativen RT-PCR aus dem Oropharynx 9,5 Tage (2-22 Tage, Interquartilsabstand 6-11 Tage).
Im Stuhl konnte RNA im Median 11 Tage nachgewiesen werden (IQR 9-16 Tage), allerdings waren 17 % nach Ende der Studie noch im Stuhl positiv auf SARS-CoV2.
Im Urin konnte insgesamt nur sehr selten RNA nachgewiesen werden, nämlich bei nur 7 %. Von den Patienten erhielten 5 Patienten eine Glukokortikoid-Behandlung. Bei diesen war die RNA länger im Rachen und Stuhl nachweisbar als bei Patienten ohne Kortison, 15 Tage vs. 8 Tage.
Eine Studie von Wölfel et al aus einer Münchner Klinik [2] untersuchte 9 Patienten mit einem milden COVID-19 Verlauf täglich mittels PCR und Antikörpertestung, um die Virusausscheidung und die Serokonversion zu dokumentieren. Hierbei zeigte sich, dass der Peak der RNA Konzentration vor Tag 5 (ab Symptomen) erreicht wurde mit Ausnahme von 2 Patienten, die eine ausgeprägtere Lungensymptomatik hatte. Bei diesen lag der Peak um Tag 14.
Eine Serokonversion von IgM und IgG trat bei der Hälfte der Patienten nach der 1. Woche, bei der anderen nach der 2. Woche ein. Diese bedeutete jedoch keine fehlende Infektiosität: Das Virus war mittels PCR immer noch in abnehmender Konzentration im Sputum nachweisbar.
Dass diese Arbeit mit diesem kleinen Kollektiv im renommierten Nature erschien, zeigt wie dringend klinische Studien benötigt werden, um mehr Licht ins Dunkel der Coronainfektionen zu bringen.
Hier geht es zu Teil 1 und Teil 2 des Case Reports.
[1] Ling Y et al. Chin Med. J. 2020
[2] Wölfel et al. Nature March 2020
Wir danken den Autoren:
Kathrin Heinrich, Michael S. von Bergwelt-Baildon, Martin R. Weihrauch, Wolfgang G. Kunz