Bauchschmerzen, Durchfall, Übelkeit – quälende Symptome, die vermutlich jeder schon bei einer Magen-Darm-Grippe durchgemacht hat. Zum Glück sind die Beschwerden dann schnell wieder vorbei. Doch handelt es sich um eine chronisch-entzündliche Darmkrankheit, bleiben sie ein Leben lang.
Morbus Crohn ist eine dieser Krankheiten. Betroffen sind vor allem junge Erwachsene zwischen dem 15. und 35. Lebensjahr, weltweit sind es etwa drei Millionen Menschen. Die Krankheit gilt als unheilbar, lediglich eine Linderung der Symptome ist möglich. Bis jetzt, denn nun macht eine neue Forschungsarbeit aus Australien Hoffnung.
Der Morbus Crohn (docc.hk/yyf59x) ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung des Gastrointestinaltraktes, der bevorzugt Ileum und Colon befällt, seltener Ösophagus und Mund. Charakteristisch sind tiefe Ulzerationen und transmurale Entzündungen der Darmschleimhaut, die diskontinuierlich sind, sowie Fisteln und Granulome. Die Standardbehandlung stellen bislang entzündungshemmende und immunsuppressive Mittel dar, die die Immunantwort dämpfen sollen, um damit die Entzündungen zu kontrollieren und eine klinische Remission zu erlangen.
Bereits 1913 wurde erstmals ein Zusammenhang mit dem Mycobacterium avium subsp. paratuberculosis (MAP) (docc.hk/7hzm7u) vermutet, da es auffällige klinische und histologische Ähnlichkeiten zwischen Morbus Crohn und entzündlichen Darmerkrankungen bei Wiederkäuern gab, welche durch MAP verursacht wurden. Die Studienlage ist diesbezüglich jedoch nach wie vor widersprüchlich, weshalb die Rolle des Mykobakteriums bei Morbus Crohn umstritten ist. Allerdings konnte in verschiedenen Studien ein positiver Zusammenhang zwischen der Behandlung mit Antibiotika gegen MAP und der klinischen Remission bei Morbus Crohn gezeigt werden. Darüber hinaus gibt es Studien, die besagen, dass bei Morbus Crohn ein Ungleichgewicht im Darmmikrobiom vorliegt. Daher wurde die Möglichkeit einer fäkalen Mikrobiota-Transplantation (FMT) (docc.hk/3s7m2x) zur Behandlung des Morbus Crohn ins Gespräch gebracht. Doch kleinere Studien brachten bislang kein eindeutiges Ergebnis.
Die Hoffnung australischer Forscher war daher, mit einer spezifischen Antibiotikatherapie eine Remission zu induzieren und diese dann durch eine anschließende FMT aufrecht zu erhalten. So sollte eine Reduktion der Medikation ebenso wie eine verlängerte Remission und damit Beschwerdefreiheit ermöglicht werden. Dafür wählten sie zehn Patienten aus. Bei allen Probanden wurde γ-Interferon-Tests (docc.hk/hcd85n) durchgeführt, um eine Infektion mit Mycobacterium tuberculosis auszuschließen.
Sieben Probanden wurden mit einer Kombination von drei bis fünf Antibiotika behandelt. Über einen Zeitraum von acht Wochen wurde die Dosis eskaliert, die mittlere Zeitdauer bis zur Remission betrug sieben Monate. Die Behandlungsdauer mit den Antibiotika betrug im Median 36 Monate. Ein Patient konnte sogar nur mit der Antibiotikatherapie eine tiefe Schleimhautheilung erreichen. Fünf Probanden unterzogen sich anschließend noch einer Stuhltransplantation. Von den drei Patienten, die keine reine Antibiotikatherapie erhielten, wurde einem Patienten eine Kombination von antiinflammatorischen Medikamenten und Antibiotika verabreicht. Auch er unterzog sich anschließend einer FMT. Die beiden anderen Patienten erhielten lediglich eine FMT.
Alle zehn Patienten waren anschließend klinisch asymptomatisch. Sowohl endoskopisch als auch histologisch zeigte sich eine vollständige, tiefe Schleimhautheilung. Alle Behandlungen für Morbus Crohn konnten daraufhin abgesetzt werden. Die mediane Dauer der behandlungsfreien Remission betrug achteinhalb Jahre (drei bis 23 Jahre). Die Kombination von Antibiotika und FMT stellt also einen potenziellen neuen Weg für die Behandlung von Morbus Crohn dar. Randomisierte kontrollierte Studien, in denen diese Therapieoption mit der derzeitigen Standardtherapie bei Morbus Crohn verglichen wird, sind nun der nächste Schritt.
Textquelle: © Borody et al. / Gut Pathogens
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