Die alten Malaria-Medikamente Chloroquin und Hydroxychloroquin galten als große Hoffnung im Kampf gegen COVID-19. Doch dann häuften sich Hinweise auf kardiale Risiken. Und jetzt berichten Forscher von fehlenden Effekten.
Trotz weniger Daten hat die US Food and Drug Administration (FDA) im Notfallverfahren genehmigt, Hydroxychloroquin bei COVID-19 einzusetzen. Es wird in den USA derzeit als Monotherapie oder in Kombination mit dem Antibiotikum Azithromycin verwendet.
Hier geht es wohlgemerkt nicht um klinische Studien, sondern um die generelle Versorgung von Patienten. Über die kardialen Risiken berichtete DocCheck bereits. In einer aktuellen Arbeit, die momentan nur als Preprint vorliegt, ging es jedoch um die Frage: Was bringt Hydroxychloroquin (HC) alleine oder als Kombination mit Azithromycin (AZ)?
Um dies zu klären, analysierten Forscher am Dorn Research Institute, Columbia VA Health Care System, Daten von 368 Patienten retrospektiv. Alle hatten eine labordiagnostisch bestätigte SARS-CoV-2-Infektion. Sie wurden in medizinischen Zentren der United States Veterans Health Administration stationär behandelt.
Manche Patienten erhielten die standardmäßige, unterstützende Behandlung. Das kann je nach Beschwerden eine Kreislaufunterstützung, eine Sauerstoffgabe oder eine mechanische Beatmung sein. Andere wurden mit HC oder HC plus AZ therapiert. Dies lag in der Hand ihrer Ärzte; eine Randomisierung gab es nicht. Ein Selektionsbias ist daher möglich.
Als primäre Endpunkte definierten Forscher die Notwendigkeit, mechanisch zu beatmen, oder den Tod.
Die Mortalität in den Gruppen sah folgendermaßen aus:
Verglichen mit der 3. Gruppe (ohne HC) war das Risiko, an irgendeiner Ursache zu sterben, in der 1. Gruppe (nur HC) statistisch signifikant höher (Hazard Ratio 2,61), aber nicht in der HC+AZ-Gruppe (Hazard Ratio 1,14).
Als Beatmungsraten geben die Autoren folgende Werte an:
Das Risiko, beatmet zu werden, in der 1.Gruppe (Hazard Ratio 1,43) und in der 2. Gruppe (Hazard Ratio 0,43) unterschied sich nicht statistisch signifikant von der 3. Gruppe.
„In dieser Studie fanden wir keinen Hinweis darauf, dass die Anwendung von Hydroxychloroquin, entweder mit oder ohne Azithromycin, das Risiko einer mechanischen Beatmung bei Patienten, die mit Covid-19 hospitalisiert waren, reduziert“, schreiben die Autoren. Und weiter heißt es: „Bei Patienten, die nur mit Hydroxychloroquin behandelt wurden, wurde sogar eine Assoziation mit einer erhöhten Gesamtmortalität festgestellt.“
Ihr Fazit: „Diese Daten unterstreichen, wie wichtig es ist, Ergebnisse laufender prospektiver, randomisierter, kontrollierter Studien abzuwarten, bevor diese Medikamente auf breiter Basis eingesetzt werden.“
Bildquelle: Kenrick Mills, Unsplash