Ein Restaurantbesuch endet für drei Familien mit COVID-19. Dem Coronavirus wurde bei der Verbreitung geholfen – Wissenschaftler haben bereits einen Verdächtigen.
Die Wissenschaftler schreiben in ihrem Research Letter, dass Familie A im Januar von Wuhan nach Gaungzhou gereist ist und dort am 24. Januar in einem Restaurant zu Mittag gegessen hat. Insgesamt hielten sich an dem Tag 91 Personen in dem Restaurant auf, darunter 8 Mitarbeiter.
In unmittelbarer Nachbarschaft von Familie A saßen zwei weitere Familien, jeweils links und rechts von ihnen (siehe Abbildung). Später am gleichen Tag ging es einem Mitglied der Familie A plötzlich schlecht. Schließlich wurde eine Infektion mit SARS-CoV-2 diagnostiziert. Bis zum 5. Februar waren insgesamt neun weitere Personen an COVID-19 erkrankt, vier Mitglieder der Familie A, drei Mitglieder der Familie B und zwei Personen aus Familie C.
Die Abbildung zeigt die Sitzplatzverteilung der Familien A bis C im Restaurant. Rote Kreise zeigen die Personen an, die nach dem Besuch eine SARS-CoV-2-Infektion aufwiesen. Der gelbe Kreis ist der Indexpatient. Die Klimaanlage befindet sich über dem Tisch der Familie C. Quelle: Jianyun Lu et al.
Den Forschern zufolge ist das Mittagessen im Restaurant die einzige bekannte Expositionsquelle für die Betroffenen aus den Familien B und C. Sie gehen außerdem davon aus, dass sich aufgrund der Inkubationszeit von COVID-19 jeweils mehr als ein Familienmitglied der Familien B und C bei dem ersten Erkrankten aus Familie A angesteckt haben könnte.
Zwar saß Familie A während des Restaurantaufenthalts zwischen Familie B und C, allerdings hätten die Tische jeweils mehr als einen Meter weit voneinander entfernt gestanden. Vor allem die Entfernung zum ersten Erkrankten sei jeweils größer gewesen. Deshalb schlussfolgern die Wissenschaftler, dass der Ausbruch von SARS-CoV-2 im Fall der drei beschriebenen Familien durch Tröpfchenübertragung über die klimatisierte Belüftung ausgelöst wurde. Hier sei die Richtung des Luftstroms der Schlüsselfaktor für die Infektion gewesen. So befand sich die Klimaanlage über dem Tisch von Familie C. Nach Meinung der Wissenschaftler könnte ein starker Luftstrom aus der Klimaanlage die Tröpfchen von Tisch C zu Tisch A, dann zu Tisch B und wieder zurück zu Tisch C übertragen haben.
Klimaanlagen als mögliche Übertragungswege wurden während der Corona-Pandemie bereits in Erwägung gezogen. So auch im Fall der Infizierten auf dem Kreuzfahrtschiff Diamond Princess, auf dem rund 690 Personen an COVID-19 erkrankten (wir berichteten hier und hier). Professor Qingyan Chen, der US-amerikanischen Purdue University, erklärte: „Die Klimaanlagen von Kreuzfahrtschiffen mischen Außenluft mit Innenluft, um Energie zu sparen. Das Problem ist, dass diese Systeme keine sehr kleinen Partikel herausfiltern können. Wenn das Coronavirus ungefähr die gleiche Größe wie SARS-CoV hat, würde die Klimaanlage das Virus in jede Kabine befördern“. Er erforscht die Verbreitung von Viren und Bakterien in unterschiedlichen Verkehrsmitteln.
Eindeutig belegen lässt sich eine Übertragung von SARS-CoV2 über Klimaanlagen bisher nicht. Und auch die neue Beobachtungsstudie hat Grenzen, wie die Wissenschaftler selbst schreiben. Zum einen wurden keine Experimente durchgeführt, um die Übertragungswege aus der Luft zu simulieren. Zum anderen wurden auch keine serologischen Untersuchungen an negativ getesteten und asymptomatischen Familienmitgliedern sowie weiterer Gäste zur Abschätzung des Infektionsrisikos durchgeführt.
Dennoch empfehlen die Autoren zur Verhinderung einer Ausbreitung von COVID-19 in Restaurants eine verstärkte Überwachung der Körpertemperatur, einen vergrößerten Abstand zwischen den Tischen und eine Verbesserung der Belüftung.
Quelle: © Jianyun Lu et al. / Emerging Infectious Diseases
Bild: © Shi Min Teh / unsplash