In öffentlichen Verkehrsmitteln und Geschäften gilt fast bundesweit ab sofort die Maskenpflicht. Und was ist mit Arztpraxen und Kliniken?
Seit heute (Montag) gilt für die Bevölkerung in fast allen Bundesländern die Maskenpflicht. Im Detail unterscheiden sich die Regelungen, in den meisten Ländern ist das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes in Nahverkehr und Einzelhandel verpflichtend.
Bleibt nur eine Frage: Warum gilt die Pflicht ausgerechnet nicht für Patienten in Praxen und Krankenhäusern? In einer Blitzumfrage des Ärztenachrichtendiensts vom 23. April, an der 2.100 niedergelassene Haus- und Fachärzte aus dem gesamten Bundesgebiet teilnahmen, wurde dieser Punkt thematisiert. Von den Befragten befürworten 61 Prozent eine solche Pflicht, weil „feste Vorgaben Diskussion mit uneinsichtigen Patienten ersparen könnten.“ 25 Prozent stehen der Maßnahme kritisch gegenüber und 14 Prozent stufen eine Maskenpflicht sogar als gefährlich ein – „selbstgebaute Masken und inkonsequente Handhabung könnten eher zur zusätzlichen Infektionsgefahr werden.“
Bisher hat sich nur Nordrhein-Westfalen dazu entschieden, bei der Maskenpflicht auch Arztpraxen zu berücksichtigen. Vielleicht folgen demnächst weitere Bundesländer. [Stand: 27.4.2020, 13:15 Uhr]
In den Medien gibt es bereits erste Forderungsbekundungen. „Mit dieser einfachen Maßnahme, die nun in vielen Bereichen des öffentlichen Lebens immer normaler wird, können Patienten mit dabei helfen, Infektionen in Arztpraxen zu verhindern“, erklärt Burkhard John, Vorsitzender der KV Sachsen-Anhalt. Auch der Berufsverbandes Deutscher Internisten (BDI) fordert eine Maskenpflicht in Arztpraxen und Krankenhäusern.
Wie ist denn der Status Quo in Praxen? Auch hier liefert die Umfrage Antworten. Nur ein Teil der Patienten trage eine Maske, berichten 54 Prozent der Ärzte. Im Wartezimmer würden derzeit nur in rund jeder vierten Praxis (24 Prozent) konsequent Masken getragen, weil das Praxisteam diese Maßnahme tatsächlich einfordere. Komme ein Patient dann ohne Maske, bekomme er eine gestellt. 22 Prozent der Ärzte gaben an, sie sähen kaum Masken in ihrem Wartezimmer.
Was die eigene Versorgung mit Schutzmasken angehe, habe sich die Lage mittlerweile entspannt, sagten 40 Prozent der Befragten. Für medizinisches Personal stünden nur noch wenige Masken zur Verfügung, gaben 55 Prozent an. Mehrfachnutzungen seien öfter notwendig als dies empfohlen sei. Und immer noch 5 Prozent müssten aufgrund der Mangelsituation ohne Maske behandeln.
Zum generellen Einsatz eines Mundschutzes gibt es unter Medizinern unterschiedliche Meinungen. In der bereits erwähnten Umfrage sprach sich der Großteil für diese Maßnahme aus. 65 Prozent glauben, dass das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes dabei helfen könnte, die Verbreitung von SARS-CoV-2 einzudämmen beziehungsweise zu verlangsamen.
Allerdings gaben auch 14 Prozent an, die Maßnahme für überflüssig zu halten und 21 Prozent warnen sogar vor einer Maskenpflicht, weil sich Maskenträger in trügerischer Sicherheit wähnten und womöglich den Sicherheitsabstand nicht mehr einhalten könnten. Dazu gehören auch Weltärztepräsident Frank Ulrich Montgomery und BÄK-Präsident Klaus Reinhardt.
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