Bei jungen Menschen, die an COVID-19 erkranken, scheint das Schlaganfall-Risiko erhöht zu sein. In einem Bericht beschreiben New Yorker Ärzte fünf Fälle.
Eine Arbeitsgruppe aus New York hat eine Zusammenfassung von 5 Fallberichten veröffentlicht, die eine erhöhte Schlaganfall-Inzidenz bei jungen COVID-19-Patienten vermuten lässt. Zu Beginn des Artikels im The New England Journal of Medicine wird darauf hingewiesen, dass es sich bei diesen Fallbeispielen lediglich um Beobachtungen handelt und hieraus keine generellen Aussagen oder Empfehlungen abgeleitet werden können.
In dem Bericht geht es um fünf Patienten, die im zweiwöchigen Zeitraum vom 23. März bis zum 7. April in einer New Yorker Klinik vorstellig wurden. Alle waren unter 50 Jahre alt, bei allen wurden Schlaganfälle diagnostiziert und alle wurden positiv auf SARS-CoV-2 getestet.
Eine 33-jährige Frau ohne Vorerkrankungen kam mit progressiver Dysarthrie sowie Taubheit und Schwäche im linken Arm und Bein in die Notaufnahme. Die Schlaganfall-Symptome zeigten sich bereits seit 28 Stunden, außerdem litt sie seit einer Woche an Husten, Kopfschmerzen und Schüttelfrost. Sie scheute sich wegen der Coronavirus-Pandemie, früher ein Krankenhaus oder einen Arzt aufzusuchen. Die Patientin wies einen NHIIS-Score von 19 auf (Scoresystem von 0 bis 42) und im CT sowie der CT-Angiographie zeigte sich ein partieller Infarkt der rechten mittleren Zerebralarterie (MCA), mit einem Thrombus in der rechten Halsschlagader auf Höhe der Karotisgabel. Zusätzlich fielen auch beidseitig fleckige Milchglastrübungen in der Lunge auf. Der Test auf SARS-CoV-2 fiel positiv aus.
Nach einer Therapie mit Thrombozytenaggregationshemmern, Umstellung auf Gerinnungshemmer sowie einer sorgfältigen Aufarbeitung des Schlaganfalls, konnte weder im Ultraschall, noch mittels MRT von Kopf und Hals eine Quelle für den Thrombus gefunden werden. Nach 10 Tagen konnte die Patientin in eine Rehabilitations-Einrichtung überwiesen werden – der Thrombus hatte sich komplett aufgelöst.
Die wichtigsten klinischen Daten aller fünf Patienten der Fallserie haben die Autoren in einer Tabelle aufgeführt. Zum Vergleich: Innerhalb der vorherigen 12 Monate suchten im Durchschnitt 0,73 Schlaganfall-Patienten unter 50 Jahren die Klinik in einem Zeitraum von 14 Tagen auf. Im oben genannten gleichlangen Zeitraum waren es die besagten fünf. Die Isolation sowie die Angst, ein Krankenhaus aufzusuchen, hatten in einigen Fällen zu einer verspäteten Vorstellung geführt. Das kann zu mitunter schweren Verläufen führen.
In einer chinesischen Studie aus Wuhan lag die Schlaganfall-Inzidenz der stationierten Patienten bei 5 %. Vaskuläre endotheliale Dysfunktionen und Koagulopathien wurden in den letzten Wochen vermehrt mit SARS-CoV-2 in Verbingung gebracht (DocCheck berichtete).
Die amerikanischen Forscher rufen in ihrer Veröffentlichung dazu auf, auch das Vorkommen von Schlaganfällen bei jungen SARS-CoV-2-Patienten in Zukunft genauer zu untersuchen.
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