In Österreich haben Experten ein Konzept entwickelt, das vorsieht, Spenderlebern wie Patienten zu überwachen und behandeln. So gewinnt man vor einer Transplantation mehr Zeit – auch, um Organ und Empfänger auf SARS-CoV-2 testen zu können.
In Innsbruck wurde Anfang 2018 das Gerät Metra für Lebertransplantationen in Betrieb genommen. Nun haben Innsbrucker Experten ein Konzept ausgearbeitet, das vorsieht, die Organe auf einer Intensivstation ähnlich wie Patienten zu behandeln. Dies ermöglicht die Aufbewahrung des Spenderorgans außerhalb des Körpers für bis zu 40 Stunden. Somit verschafft man sich Zeit, auch um vor der Transplantation sowohl Organ als auch Patient auf SARS-CoV-2 zu testen.
Wenn auf einer spezialisierten Intensivstation nicht mehr nur Patienten, sondern auch menschliche Spenderlebern wie Patienten überwacht werden, braucht es neue Abläufe und entsprechendes Knowhow. Der Einsatz von Maschinen, die Spenderlebern nach der Entnahme auf Körpertemperatur am Leben erhalten, bringt Vorteile. Aber die Integrierung dieses Prozesses in die klinische Routine blieb bisher eine Herausforderung.
Transplantationsmedizinerer an der Univ.-Klinik für Visceral-, Transplantations- und Thoraxchirurgie in Innsbruck haben nun ein interdisziplinäres Programm entwickelt, wie Metra eingesetzt und die Aufbewahrung der Leber auf über 38 Stunden verlängert werden kann.
„Es klingt simpel, aber es ist eine enorme Aufgabe eine neue Technologie von der Forschung in die alltägliche klinische Anwendung zu überführen“, erklärt Projektleiter und Erstautor Benno Cardini. Metra erzeugt für die Spenderleber ein ähnliches Umfeld wie im Körper. Die sogenannte Ex-vivo-Perfusion erfolgt auf Körpertemperatur. Es wird keine künstliche Flüssigkeit, sondern Blut verwendet. Dementsprechend funktioniert die Leber fast wie im menschlichen Körper. „Wir behandeln sie daher ähnlich wie einen Patienten auf der Intensivstation. Das Organ erhält Medikamente, wird laufend überwacht, Proben können entnommen werden, es wird eine ‚Fieberkurve‘ angelegt und die Spenderleber ist Teil der täglichen Visite“, erklärt Cardini den Leitfaden. Teams aus verschiedenen Fachbereichen wie Anästhesie, Pflege, Chirurgie, OP-Personal, Zentrallabor, Blutbank, Transplant-Koordination oder auch Medizintechnik arbeiten hier zusammen.
Das Lebertransplantationsprogramm kann trotz der Covid-19-Pandemie und dem Bedarf an intensivmedizinischen Plätzen weitergeführt werden und auch hierbei bewährt sich die Metra. „Uns verschafft der Einsatz des Gerätes viel mehr Zeit. In unserer Studie können wir zeigen, dass mit unserem entsprechenden Monitoring-Programm bis zu 40 Stunden zwischen der Entnahme und der Transplantation vergehen können“, sagt Stefan Schneeberger, Leiter der Innsbrucker Transplantationschirurgie. Das ermöglicht es auch, eine potenziellen Spender sowie das Organ auf eine mögliche Covid-19-Infektion testen zu lassen. Nur bei einem negativen Test ist sei möglich, diesen lebensrettenden, aber auch schwerwiegenden Eingriff durchzuführen. Ohne diese Gewissheiten könne die Operation nicht stattfinden, so Schneeberger. Ohne Maschinenperfusion, also bei klassischer Kühlung, sollte eine Spenderleber rund zehn Stunden nach der Entnahme transplantiert werden.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung der Medizinischen Universität Innsbruck.
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