Mediziner haben eine Kombinationstherapie aus drei verschiedenen Medikamenten an COVID-19-Patienten getestet – mit vielversprechenden Ergebnissen. Ihre Studie haben die Ärzte in The Lancet veröffentlicht.
In der offenen Phase-2-Studie wurden 86 Patienten mit leichter bis mittelschwerer COVID-19-Erkrankung der Gruppe der Kombinationstherapie zugeordnet. Innerhalb dieser Gruppe erhielten 52 Patienten die Dreierkombination aus den Medikamenten Interferon beta-1b, Lopinavir-Ritonavir und Ribavirin.
Für die Gabe von Interferon war das Einschlusskriterium eine Symptomdauer von maximal 7 Tagen. Deswegen erhielten 34 Patienten aus der Kombinationsgruppe nur zwei der drei Medikamente, Lopinavir-Ritonavir und Ribavirin, aber kein Interferon. Die Kontrollgruppe von 41 Patienten erhielt nur Lopinavir-Ritonavir. Als primärer Endpunkt der Studie galt der Zeitpunkt, nachdem der Patient per PCR-Test doppelt negativ getestet worden war.
Laut der Studienautoren hat sich die Dreierkombination als sicher und gut verträglich erwiesen. Außerdem verkürzte sie die Viruslast, linderte die Symptome und erleichterte die Entlassung von Patienten mit leichtem bis mittelschwerem COVID-19-Krankheitsverlauf. Bei Patienten der Testgruppe war der Nasen-Rachen-Abstrich im Schnitt nach 7 Tagen, bei der Kontrollgruppe erst nach 12 Tagen negativ.
Ein Untergruppenvergleich zeigt einen möglichen Vorteil der Interferon-beta-1b-Gabe: Die 52 Patienten, die weniger als 7 Tage nach dem Einsetzen der Symptome mit der Kombinationsbehandlung (inkl. Interferon beta-1b) begannen, zeigten bessere klinische und virologische Ergebnisse als die Kontrollgruppe, die ihre Behandlung zur gleichen Zeit erhielt (24 Patienten). Bei Personen, die nach 7 Tagen oder mehr nach dem Auftreten von Symptomen behandelt wurden, gab es jedoch keinen Unterschied im Ergebnis zwischen der Kombinationsbehandlung und der Kontrollgruppe. Das waren 34 Patienten in der Kombinationsgruppe, die nur Lopinavir-Ritonavir und Ribavirin, aber kein Interferon beta-1b erhielten, und 17 in der Kontrollgruppe.
Zu den Schwächen dieser Studie gehören die geringe Fallzahl und das offene Design der Studie. Zudem wurde die Dreierkombination nicht an schwerkranken Patienten getestet, was die Aussagekraft schmälert.
Experten des Science Media Centers weisen daraufhin, dass die Ergebnisse durch eine Untergruppe verfälscht wurden, denn innerhalb der Kombinationsgruppe wurde die Behandlung einiger Patienten mit Interferon beta-1b ausgelassen. Dennoch heißt es weiter: „Eine nachfolgende Phase-3-Studie mit Interferon beta-1b als Backbone-Behandlung mit einer Placebo-Kontrollgruppe sollte in Betracht gezogen werden, da ein Untergruppenvergleich nahelegt, dass Interferon beta-1b eine Schlüsselkomponente der Kombinationsbehandlung zu sein scheint.“
Bildquelle: Aaron Burden/Unsplash