Das Gentherapeutikum Zolgensma® kann jetzt auch in Ländern verabreicht werden, in denen die Preisfindung noch nicht abgeschlossen ist. Das teilte die Herstellerfirma Novartis mit.
Das Gentherapeutikum Zolgensma® (Onasemnogene abeparvovec-xioi) wurde als teuerstes Medikament der Welt berühmt. Eine einzige Anwendung genügt, um eine Heilung von erkrankten Säugligen und Kleinkindern bis 21 Kilogramm von der spinalen Muskelatrophie zu ermöglichen. Diese Behandlung kostet in den USA allerdings satte 2,1 Millionen Dollar.
Zolgensma® konnte den Betroffenen bisher ausschließlich als Import zugänglich gemacht werden, im März empfahl die EMA auch die Zulassung in Europa. Dieser Empfehlung wird üblicherweise innerhalb weniger Wochen gefolgt, und so konnte Novartis in dieser Woche bereits die bedingte Zulassung verkünden.
Wer allerdings die Therapiekosten übernehmen soll, darüber wird schon länger trefflich gestritten. Laut Handelsblatt hat der Hersteller Novartis seit Einführung von Zolgensma® in den USA zwischen Juni 2019 und Ende März 2020 dort rund 531 Millionen Dollar Umsatz mit der Therapie gemacht.
Novartis machte in diesem Jahr auch durch eine Verlosungsaktion auf sich aufmerksam. Da noch kein weltweiter Zugang zum potentiell lebensrettenden Medikament Zolgensma® besteht und die Produktion der Nachfrage hinterherhinkt, hatte das Unternehmen beschlossen, in diesem Jahr 100 Dosen zu verlosen. Das stieß vielen Kritikern aus ethischen Gründen übel auf. Der Vorwurf durch die Krankenkassen, Universitätskliniken und den Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) lautete ebenfalls, Novartis würde die Markteinführung in Europa aus finanziellen Gründen absichtlich verschleppen. Sie forderten in einer gemeinsamen Erklärung ein Härtefallprogramm für dieses Medikament, das die Zeit bis zur Markteinführung überbrückt.
Die Herstellerfirma begründet den hohen Preis folgendermaßen: „Der Preis spiegelt den Wert wider, den diese Behandlung für Patienten und das Gesundheitssystem hat, als auch die sehr geringe Zahl von Patienten.“
Avexis, ein Unternehmen der Novartisgruppe, teilte nun am 19. Mai 2020 mit, dass man sich auf ein sogenanntes „Day-one-Programm“ geeinigt habe. Damit kann Zolgensma® den Patienten bereits verabreicht werden, auch wenn die Preisfindung im jeweiligen Land noch nicht abgeschlossen ist.
Bildquelle: Calvin Hanson, Unsplash