Augsburger Pathologen haben 19 Obduktionen durchgeführt. Sie schließen die maschinelle Beatmung als Ursache für die massiven Lungenschäden weitgehend aus.
Die Infektion mit SARS-CoV-2 verläuft in der Mehrzahl der Fälle als wenig komplikationsträchtige Erkrankung der oberen Atemwege, insbesondere des Rachens. Einige der Patienten entwickeln jedoch eine Pneumonie, die in einem geringen Anteil der Fälle so schwer verläuft, dass eine künstliche Beatmung erforderlich wird. Trotz aller intensivmedizinischer Maßnahmen versterben Patienten an dieser Erkrankung.
Ein interdisziplinäres Ärzteteam um die Augsburger Pathologin Dr. Tina Schaller führte seit dem 4. April dieses Jahres 19 Obduktionen an verstorbenen Patienten mit COVID-19 durch. Dank einer sorgfältigen Aufklärung der Angehörigen konnte in Augsburg eine Obduktionsrate von annähernd 90 % der Todesfälle erreicht werden, was den Ärzten eine unverfälschte Beurteilung ermöglichte.
Die Ergebnisse der ersten zehn Obduktionen wurden mittlerweile in JAMA publiziert. „Bei den Untersuchungen konnten wir das Erbgut des Virus noch im Atemwegssystem der Verstorbenen nachweisen,“ erklärt Dr. Schaller, leitende Oberärztin und Erstautorin der Studie. Im Lungengewebe selbst zeigte sich durchweg eine ungewöhnlich schwere, teils mutmaßlich irreversible Schädigung.
Das Ärzteteam sieht diese Veränderung als Todesursache an, da hierdurch die Sauerstoffaufnahme durch die Lungen zur Versorgung der Organe massiv beeinträchtigt ist.
Mikroskopisch sichtbare ausgedehnte Fibrosierung (Vernarbung) des Lungengewebes und Zerstörung der Lungenbläschenstruktur (Alveolarstruktur) mit eingestreuten Entzündungszellen (LymphozytenI bei COVID-19-Obduktion, Quelle: Universitätsklinikum Augsburg
„Die wichtigste Erkenntnis aus der ersten Analyse ist, dass die beschriebenen Lungenschädigungen offensichtlich nicht eine Komplikation der Beatmung darstellen. Vielmehr entstehen sie unabhängig von dieser intensivmedizinischen Maßnahme am ehesten direkt durch die virale Schädigung. Alle Patienten litten an schweren Grunderkrankungen, die jedoch nicht unmittelbar zum Tod führten“, ergänzt Prof. Bruno Märkl, Direktor des Instituts für Pathologie und Molekulare Diagnostik des Universitätsklinikums Augsburg.
In den übrigen Organen konnten keine augenscheinlich schweren Veränderungen nachgewiesen werden. Die durch SARS-CoV-2 hervorgerufenen ausgeprägten Lungenschäden sind vergleichbar mit den Auswirkungen der SARS- und MERS-Erkrankungen.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung der Universität Augsburg.
Bildquelle: Universität Augsburg