Am 27. Juni feiert die ganze Welt das Mikrobiom. Wir finden auch, dass die diverse Welt der Mikrobiome aufgrund ihrer Auswirkungen auf die Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt mehr Anerkennung verdient! Das Thema des Welt-Mikrobiom-Tages 2020 lautet „Vielfalt“. Denn biologische Vielfalt ist die Grundlage für die zahlreichen Ökosysteme, ohne die menschliches Leben unvorstellbar wäre. Auch das menschliche Mikrobiom ist ein lebenswichtiges Ökosystem und eine wichtige Ressource für innovative medizinische Therapien. #diversitymatters #WorldMicrobiomeDay #GutMicrobiomeLesezeit: ca. 2 min.
Ökosystem Darm – Hohe biologische Vielfalt hält gesund
Gesunde Ökosysteme umfassen ein kompliziertes Geflecht von Millionen von Arten, die sich gegenseitig beeinflussen. Sie streben immer ein Gleichgewicht an und regulieren sich selbst. Je mehr Mitwirkende es also in einem Ökosystem gibt, desto stabiler sind diese Wechselwirkungen. Wie in jedem Ökosystem, ist auch im Darm die biologische Vielfalt von Bedeutung. Arten- oder besser genetische Vielfalt setzt voraus, dass die Lebensbedingungen im Darm für möglichst viele unterschiedliche Darmbakterien besonders angenehm sein sollten.
Der funktionelle Reichtum an Darmbakterien ist deshalb so bedeutsam, weil das „Ökosystem Darm“ dadurch besser auf kurzfristig veränderte Bedingungen reagieren kann und widerstandsfähiger gegen Störungen ist.
Um den Vorteil von Arten- bzw. genetischer Vielfalt besser zu verstehen, eignet sich am besten der Vergleich zum „Ökosystem Wald“:
Je mehr verschiedene Baumarten in einem Wald wachsen (wie z.B. im Mischwald), desto besser gedeihen sie. Denn sollte ein Schädling eine bestimmte Baumart befallen, gibt es genügend andere Baumarten die die Funktion des abgestorbenen Baumes übernehmen. Der Wald als Ganzes kann trotz des Schädlings problemlos überleben. Ganz im Gegenteil zu artenarmen Monokultur-Wäldern wie dem Fichtenwald: hier kann ein einziger Schädling große Flächen vernichten, denn es gibt keine anderen Baumarten die schnell nachwachsen. Nicht nur, dass ein Großteil des Waldes dann abstirbt, auch der Lebensraum für andere Pflanzen und Tiere wird dadurch zerstört.
In unserem Darm ist dieses Szenario durchaus vergleichbar: Solange das Darm-Klima stimmt und die Mikrobiota (Darmflora) biologisch vielfältig und stabil ist, können „kurzfristige“ Störungen, wie z.B. zeitweilig ungesunde Ernährung, zwar dazu führen, dass einige Arten leiden – andere Bakterienarten können aber aushelfen und übernehmen deren Funktion. Das Ökosystem Darm ist widerstandsfähig und bleibt gesund.
Dysbiose – Mikrobiota im Ungleichgewicht
Biologische Vielfalt gilt als Garant für gesunde Ökosysteme. Es gibt jedoch viele äußere Einflüsse, die zu einer reduzierten Artenvielfalt im Darm beitragen: Ein „Kahlschlag“ mit bedeutendem Ausmaß für die Darm-Mikrobiota ist zum Beispiel Medikamente – insbesondere Breitband-Antibiotika und Protonenpumpeninhibitoren. In unserer modernen Zeit, spielen aber auch das Überangebot an industriell gefertigten Lebensmitteln und einer Vielzahl an schädlichen Umwelteinflüssen eine Rolle.
Erfahren Sie in der folgenden Infografik die aktuellsten Fakten zum menschlichen Mikrobiom, die Sie vielleicht noch nicht kannten: Quellen: Maier et al. Nature. 2018;555(7698):623-628., Qin et al. Nature. 2010; 464(7285): 59–65., Lozupone et al. Nature. 2012; 489(7415): 220–230., Sender et al. PLoS Biol. 2016;14(8):e1002533, HMP Consortium. Nature. 2012;486(7402):207-14., Mayer et al. J Clin Invest. 2015;125(3):926-38., Lynch & Pedersen. N Engl J Med. 2016;375(24):2369-2379. Belkaid & Hand. Cell. 2014 Mar 27; 157(1): 121–141.
Um dazu beizutragen, diese komplexe, manchmal verwirrende und ständig wachsende Literatur zu sichten und zu bewerten und den Therapeuten und Patienten die bestmöglichste Aufklärung zu geben, werden wir in den kommenden Beiträgen, die spannendsten Inhalte zur Darmmikrobiota-Forschung, assoziierten Erkrankungen, zum Darm-Immunsystem sowie zur Ernährung mit Ihnen teilen. Wir haben einige Überraschungen! Von Videointerviews mit Experten bis hin zu Umfragen und Infografiken. Wir freuen uns auf eine rege Diskussion!
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