Um den Kaffee, der so gerne direkt nach der Einnahme von L-Thyroxin getrunken wird, ging es im letzten Teil. Diesmal im Rampenlicht: Iod und die Autoimmunerkrankung Hashimoto.
Willkommen zum zweiten Teil zum Thema L-Thyroxin. Im ersten Teil ging es um Einnahme und Dosierung. Jetzt geht es an die Details. L-Thyroxin ist die Abkürzung von Levothyroxin. Wenn man möchte, darf man aber auch T4 oder Tetraiodthyronin sagen. „Tetraiod“ in Tetraiodthyronin bedeutet, dass es sich hierbei um ein Thyroninmolekül handelt, an das vier Iodatome gebunden sind. Wir bleiben aber bei der gebräuchlichsten Bezeichnung: L-Thyroxin.
L-Thyroxin ist ein Hormon, das in der Schilddrüse sowohl gebildet als auch gespeichert wird. Die Schilddrüse, die auf Latein Glandula thyreoidea genannt wird, stellt auch ein weiteres Hormon her, das ein Iodatom weniger besitzt als das L-Thyroxin, aber ansonsten gleich aussieht. Das Triiodthyronin. (Auch Liothyronin genannt oder kurz: T3.)
Das Thyronin wiederum, an dem die Iodatome gebunden sind, leitet sich von der Aminosäure Tyrosin ab. Aminosäuren sind die Bausteine der Proteine, der Eiweiße. Mengenmäßig stellt die Schilddrüse wesentlich mehr L-Thyroxin her als Triiodthyronin. Sobald im Körper Bedarf besteht, werden die beiden Hormone freigesetzt. Die Schilddrüse gibt pro Tag 90 µg L-Thyroxin und 8 µg Triiodthyronin ins Blut ab und untersteht der ständigen Kontrolle durch den Hypothalamus und der Hypophyse.
Der Hypothalamus, ein Abschnitt des Zwischenhirns, setzt TRH (thyreotropin releasing hormone/Thyreoliberin) frei, was wiederum dafür sorgt, dass das TSH (thyreoidea stimulating hormone/Thyreotropin) in der Hypophyse freigesetzt wird. Dadurch wird die Iodaufnahme in die Schilddrüse erhöht und die Freisetzung der Schilddrüsenhormone aus der Schilddrüse stimuliert. Wurden ausreichend Schilddrüsenhormone freigesetzt, führt das zu einer Verringerung der TRH- und TSH-Produktion und damit zu einer reduzierten Freisetzung der Schilddrüsenhormone. Das nennt man negative Rückkopplung.
Um die Schilddrüsenhormone zu bilden, braucht der Körper Iod. Der Körper benötigt zwischen 150 und 200 µg Iod pro Tag. Kann dieser Bedarf nicht komplett durch Nahrung oder Trinkwasser gedeckt werden, ist die tägliche Einnahme von Kaliumiodid-Tabletten oder von 5 g iodiertem Kochsalz nötig. Kinder und Säuglinge brauchen etwas weniger Iod als Erwachsene. Schwangere und Stillende hingegen etwas mehr, da sie nicht nur sich selbst, sondern auch ihr Kind mitversorgen müssen. Aus diesem Grund enthalten „Schwangerschaftsvitamine“ fast immer Iod. Der Iodbedarf steigt in der Schwangerschaft von 200 auf 230 µg an.
Wie man den Iodbedarf durch Nahrung decken kann? Relativ viel Iod nimmt der Körper durch den Verzehr von Speisefischen und Meerestieren auf. Algen enthalten sehr hohe Mengen Iod, weshalb man mit größeren Mengen vorsichtig sein muss. Vor allem Sushi-Liebhaber sollten darauf achten. Wenn man nach den Iodgehalten verschiedener Lebensmittel sucht, findet man überall andere Angaben, was natürlich auch daran liegen kann, dass es bei Lebensmitteln zu natürlichen Schwankungen kommen kann. Ich habe mich dabei an dieser PDF hier orientiert, sah sie doch relativ vertrauenswürdig aus.
Der Tabelle entsprechend enthält zum Beispiel Schellfisch 243 µg Iod pro 100 g, Seelachs 200 µg Iod pro 100 g und Hummer 100 µg pro 100 g. Fische aus dem Meer sind gute Iodquellen, Süßwasserfische hingegen nicht. Sie enthalten nur relativ wenig Iod. Der Iodbedarf lässt sich aber nicht nur durch Meeresbewohner decken, sondern natürlich auch über andere Lebensmittel. Durch 100 g Mozzarella nimmt man zum Beispiel 15 µg Iod auf. Der allseits beliebte Brokkoli (Nein, danke!) enthält ebenfalls 15 µg Iod pro 100 g und Spinat bietet noch 12 µg pro 100g.
Die wichtigste Quelle, um seinen Iodbedarf zu decken, ist aber das Iodsalz. Dabei handelt es sich um normales Speisesalz, das mit Iodat (IO3−) angereichert wurde. In 100 g Iodsalz befinden sich 2 mg Iod, weshalb man mit 5 g Salz bereits 100 µg Iod aufnimmt. Seit man in Deutschland das Salz mit Iodat anreichert, wird Deutschland nach WHO-Kriterien nicht mehr als Iodmangelgebiet eingestuft.
Iod gelangt durch die Nahrungsaufnahme in Form des Anions über den Dünndarm ins Blut und von da aus werden die Iodidionen aktiv in die Schilddrüse transportiert und gespeichert. Man nennt das Iodination.
Durch diesen Vorgang befinden sich mehr als hundertmal so viele Iodidionen in der Schilddrüse als im Blut. Der nächste Vorgang, der stattfindet, nennt sich Iodisation: Das Iodidion ist einfach negativ geladen, es hat also ein Elektron zuviel. Die Oxidationszahl ist daher -1. Das Iodid wird durch Wasserstoffperoxid oxidiert und dadurch positiver, das heißt, es gibt das negativ geladene Elektron wieder ab und wird dadurch zum elementaren Iod. Die Oxidationszahl von Iod steigt von -1 auf ±0.
Das vom Iodid abgegebene Elektron wird vom Sauerstoffatom des Wasserstoffperoxids wieder aufgenommen. Das Sauerstoffatom ist dadurch negativer, es wurde reduziert. Aus dem Wasserstoffperoxid entsteht dabei Wasser. Das Ganze nennt man Redoxreaktion, die in diesem Fall mit HiIlfe des Enzyms Thyreoperoxidiase (oder Iodid-Peroxidase genannt) stattfindet.
Das Iod, das aus dem Iodid entstanden ist, bindet sofort an die Tyrosinreste des Thyreoglobulins und es entstehen dabei zwei Moleküle: Das MIT (Monoiodtyrosin) mit einem gebundenen Iodatom und das DIT (Diiodtyrosin) mit zwei gebundenen Iodatomen. Durch die Peroxidase werden die beiden Moleküle verbunden. Zwei DIT ergeben L-Thyroxin und ein MIT zusammen mit DIT ergeben Triiodthyronin. So viel Chemie im Körper.
Das Thyreoglobulin dient dem Körper als Speicher für die beiden Hormone. Es besteht aus zwei Untereinheiten mit jeweils 70 Tyrosinresten. Obwohl die Schilddrüse, wie beschrieben, viel mehr L-Thyroxin freisetzt, als Triiodthyronin, ist die Konzentration an L-Thyroxin im Blut wesentlich geringer, als die des Triiodthyronins. Der Grund dafür ist, dass L-Thyroxin im Blut durch Abgabe eines Iodatoms zum Triiodthyronin wird. Etwa 80 % des sich im Blut befindlichen Triiodthyronins ist aus L-Thyroxin entstanden. Wir erinnern uns, dass beide Moleküle sich im Aussehen nur in der Anzahl der Iodatome unterscheiden.
Die Hauptwirkung geht auch nicht vom L-Thyroxin, sondern vom Triiodthyronin aus, da dieses wesentlich stärker an den Rezeptor bindet. Das als Tabletten geschluckte L-Thyroxin kann folglich als Prodrug bezeichnet werden, was bedeutet, dass die eigentlich wirksame Form erst noch im Körper entstehen muss. Über 99 % der im Blut befindlichen Schilddrüsenhormone werden an Plasmaproteine gebunden. Davon binden 60 % an das thyroxinbindende Globulin (TBG), 30 % an das Präalbumin und 10 % an das Albumin. Das heißt, dass nur die 1 % der Schilddrüsenhormone im Blut eine Wirkung ausüben können, da sie sich frei im Blut bewegen können. Durch Bluttest lassen sich die Konzentrationen an freiem L-Thyroxin und Triiodthyronin relativ genau bestimmen.
Die Schilddrüsenhormone, vor allem das Triiodthyronin, erhöhen den zellulären Sauerstoffverbrauch, die Wärmebildung im Körper bis aufs Gehirn und sie vermehren weiterhin die Entstehung von Proteinen, die am Energiehaushalt beteiligt sind. Die Folge davon ist eine Erhöhung des Grundumsatzes des Körpers. Das heißt, der Körper verbrennt dadurch schon in Ruhe mehr Kilokalorien.
In der Leber wird durch Glykolyse und Gluconeogenese vermehrt Glucose bereit gestellt. Der Blutzuckerspiegel steigt daraufhin. Die Glykolyse ist der Abbau von Glykogen. Glykogen ist eine Speicherform der Glucose, das aus mehreren Molekülen Glucose zusammengesetzt ist und bei Bedarf Glucose freisetzt. Glykogen wird in der Leber und in den Muskeln gespeichert. Gluconeogenese hingegen bezeichnet die Neuentstehung von Glucose.
In niedrigen Dosierungen (100–200 Mikrogramm pro Tag) haben die Schilddrüsenhormone vor allem eine anabole Wirkung, das heißt, es werden mehr Glykogen und mehr Proteine gebildet. Bei höheren Konzentrationen hingegen überwiegen katabole Prozesse, was wiederum bedeutet, dass es zu einem beschleunigten Eiweißabbau in der Muskulatur kommt. Die Protein- und Glykogensynthese werden gehemmt.
Das Triiodthyronin erhöht außerdem die Anzahl der LDL-Rezeptoren in den Leberzellen. Durch LDL-Rezeptoren wird das LDL in die Zellen aufgenommen. LDL sind low density Lipoproteine, also Komplexe aus Lipiden und Proteinen, die eine geringe Dichte aufweisen. Sie transportieren zum Beispiel vom Körper selbst hergestelltes Cholesterol (Cholesterin) in die Zellen. Der LDL-Cholesterol-Wert sinkt. LDL wird auch als „böses Cholesterin“ bezeichnet.
Wenn eine Schilddrüsenunterfunktion vorliegt und dementsprechend zu wenig Schilddrüsenhormone gebildet werden, wird weniger Fett aus dem Blut in die Leber transportiert. Dadurch erhöht sich der LDL-Cholesterolspiegel. Auf Dauer können hohe Blutfettwerte zu Atherosklerose führen, einer Verfettung der inneren Wandschicht von arteriellen Blutgefäßen, die eine Verhärtung der Gefäße auslösen oder begleiten und zu zahlreichen Krankheiten führen kann. Ein durch die Hypothyreose bedingter Anstieg des Cholesterols kann folglich durch Einnahme von L-Thyroxin gesenkt werden.
Im Fettstoffwechsel steigert Triiodthyronin einerseits die Lipolyse im Plasma, andererseits fördert es die Lipogenese — also die Herstellung von Fettsäuren, zum Beispiel zum Zweck der Energiespeicherung — im Fettgewebe und in der Leber. Normalerweise überwiegt dabei die Lipolyse. Weiterhin bewirkt Triiodthyronin eine Erhöhung der Dichte der β1-Adrenozeptoren am Herzen. Durch diese Rezeptoren wird unter anderem der Blutdruck reguliert. Mehr Rezeptoren führen zu einem höheren Blutdruck. (Wird L-Thyroxin also zu hoch dosiert, zeigt sich das auch in einem erhöhten Blutdruck.)
Die Schilddrüsenhormone haben aber auch Einfluss auf das Wachstum und die Entwicklung. Zusammen mit dem Wachstumshormon Somatropin sind sie in physiologischen Konzentrationen die Voraussetzung für das Längenwachstum der Knochen, sowie einer gesunden Entwicklung der Organe im Körper.
Eine Unterfunktion, also eine Hypothyreose liegt vor, wenn der Körper nicht ausreichend Schilddrüsenhormone bilden kann. Eine Hypothyreose wird oft erst spät erkannt, weil sie zu Beginn kaum Beschwerden verursacht. Die Symptome lassen sich aus den Wirkungen der Schilddrüsenhormone ableiten. Bei einer Hypothyreose
Wer sich angesprochen fühlt, sollte mal seine Schilddrüsenwerte überprüfen lassen. Je mehr Symptome aus der Liste auftreten, desto wahrscheinlicher könnte eine Hypothyreose vorliegen. Natürlich muss nicht jedes Symptom bei jedem auftreten.
Es gibt unterschiedliche Arten der Hypothyreose. So unterscheidet man eine angeborene Hypothyreose von einer erst nach der Geburt erworbenen. Selten kommt es auch vor, dass zwar genügend Schilddrüsenhormone gebildet werden, diese aber nicht ausreichend wirken können.
Eine angeborene Hypothyreose tritt etwa bei einem von 5.000 Neugeborenen auf, was daran liegt, dass entweder die Schilddrüse des Fetus sich im Mutterleib nicht oder nicht ausreichend entwickelt hat, sie genetisch bedingt nicht genügend Hormone bildet oder auch dann, wenn in der Schwangerschaft ein Iodmangel vorlag oder Medikamente eingenommen wurden, die die Schilddrüsenfunktion unterdrückten.
Ein Mangel an Schilddrüsenhormonen kann bei Kindern zu einer körperlichen und geistigen Entwicklungsverzögerung führen. Das Vollbild wird Kretinismus genannt. Wenn der Fetus nicht ausreichend Schilddrüsenhormone bildet, kann sein Bedarf dennoch über die Mutter gedeckt werden. Nach der Geburt müssen dann Schilddrüsenhormone gegeben werden. Würde jedoch keine Substitution der Schilddrüsenhormone erfolgen, käme es in Folge zu einer körperlichen und geistigen Entwicklungsstörung, die zusätzlich mit einer Antriebslosigkeit, Verstopfung und trockener Haut einhergehen würde.
Um eine Entwicklungsstörung zu verhindern, werden Neugeborene Hypothyreose-Screenings unterzogen, es sei denn, ein Elternteil lehnt das ab. Wenn der Fetus allerdings nicht ausreichend Schilddrüsenhormone bildet und sein Bedarf auch nicht über die Mutter gedeckt werden kann, weil bei ihr ebenfalls ein Mangel an Schilddrüsenhormonen vorliegt, kann die L-Thyroxingabe nach der Geburt eine Entwicklungsstörung nicht mehr verhindern.
Früher gab es häufig solche Fälle in Gebieten, die nicht direkt am Meer lagen und wo Menschen sich dementsprechend nicht von iodreichen Fischen und Meerestieren ernähren konnten. Nachdem man allerdings damit anfing, das Speisesalz zu iodieren, kamen diese Fälle kaum noch vor.
Eine Hypothyreose, die man erst im Laufe des Lebens erwirbt, wird in eine primäre und in eine sekundäre Form eingeteilt.
Primäre Hypothyreose: Eine primäre Hypothyreose liegt vor, wenn die Schilddrüse nicht in der Lage ist, genügend Schilddrüsenhormone zu bilden und freizusetzen, um den Körper ausreichend mit L-Thyroxin und Triiodthyronin zu versorgen. Sie bildet zwar beide Hormone aus, aber nur in geringen Mengen, so dass dadurch natürlich auch die Konzentrationen im Blut geringer sind. In Folge kommt es zu einem TSH-Anstieg, da die Hypophyse möchte, dass die Schilddrüse gefälligst mehr L-Thyroxin und Triiodthyronin bildet.
Eine Unterversorgung liegt auch vor, wenn man bei einer Schilddrüsenoperation Teile oder die gesamte Schilddrüse entfernen musste. Wurde die gesamte Schilddrüse entfernt, muss dementsprechend eine hohe Dosis L-Thyroxin gegeben werden, da keine Schilddrüse auch keine Schilddrüsenhormone bilden kann.
Die Durchführung einer Radioiodtherapie kann ebenfalls zu einer Hypothyreose führen. Diese Therapie wird zum Beispiel bei einer vorliegenden Krebserkrankung der Schilddrüse durchgeführt. Es muss dabei radioaktives Iod eingenommen werden. Da das Iod nur von der Schilddrüse aufgenommen wird, kann es dort auch gezielt wirken. Aufgrund seiner Radioaktivität zerfällt es und setzt dabei Beta-Strahlung frei, die überaktives Schilddrüsengewebe abtötet.
Eine Behandlung mit Thyreostatika führt ebenfalls zu einer Hypothyreose, da sie auf unterschiedlichen Wegen die Entstehung oder Freisetzung der Schilddrüsenhormone hemmen. Thyreostatika werden bei einer Überfunktion der Schilddrüse eingesetzt.
Ein früher häufiger und heute seltenerer Auslöser eine Hypothyreose stellt ein extremer Iodmangel, der durch eine Schilddrüsenvergrößerung (Struma) nicht ausgeglichen werden kann, dar.
Besteht ein Iodmangel, führt das zu einer Zellvermehrung der Drüsenzellen, die Schilddrüse wächst an und es bildet sich ein Kropf (Struma) aus. Hält der Iodmangel länger an, entwickeln sich vermehrt Zellhaufen, die Schilddrüsenknoten. Diese können weiter wachsen und unkontrolliert Hormone bilden, was dann wiederum zu einer Schilddrüsenüberfunktion führen kann. In manchen Fällen können die Knoten sogar bösartig werden.
Der Grund dafür, dass die Schilddrüse wächst, ist, damit sie mehr Möglichkeiten hat, Iod aus dem Blut zu „fischen“. Mit 100 Angeln kann man mehr Fische gleichzeitig fangen, als mit 50 Angeln. Schwimmt allerdings nicht ausreichend Iod im Blut herum, um den Iodmangel auszugleichen, bringen auch 100 Angeln nichts und es entsteht eine Hypothyreose. Ein Iodmangel bei dem sich eine Struma ausgebildet hat, wird mit einer Kombination aus L-Thyroxin und Iod behandelt.
Ebenfalls kann ein Selenmangel für eine Hypothyreose verantwortlich sein. Das liegt darin begründet, dass die Deiodasen Selen benötigen, um — wie der Name schon andeutet — zu deiodieren, sprich: Um Iod zu entfernen. Diese Enzyme sind also für die Umwandlung von L-Thyroxin in Triiodthyronin verantwortlich. Es liegt allerdings keine Evidenz vor, dass die Einnahme von Selen als Nahrungsergänzungsmittel einen Nutzen bei einer Hypothyreose hat.
Ein weiterer Auslöser für eine Hypothyreose ist die atrophische Thyreoiditis. Dabei kommt es zu einer Verkleinerung des Gewebes, was mit Funktionsverlusten einhergeht: Die Hashimoto-Thyreoiditis.
Ein Beispiel für eine primäre Form und der häufigste Vertreter dieser Gruppe ist die Hashimoto-Thyreoiditis. Entdeckt wurde diese Autoimmunerkrankung von einem japanischen Arzt namens Hakaru Hashimoto. Sie gehört zu den häufigsten Autoimmunerkrankungen. Bei der Hashimoto-Thyreoiditis greifen T-Lymphozyten des körpereigenen Abwehrsystems das Gewebe der Schilddrüse an und schädigen es dadurch.
Es kommt in Folge zu einer anhaltenden Entzündung der Schilddrüse, wodurch eine Schilddrüsenunterfunktion entsteht. Durch die Zerstörung des Gewebes kann es aber auch vorübergehend zu einer Überfunktion der Schilddrüse kommen. Die Ursache für diese Krankheit ist noch nicht vollständig geklärt. Ein möglicher Auslöser scheint eine hohe Iodaufnahme zu sein.
Frauen sind viel häufiger an „Hashimoto“ erkrankt als Männer. Die Erkrankung tritt meist erst zwischen dem 30. und dem 50. Lebensjahr auf, bei Frauen häufig zusammen mit den Wechseljahren, weshalb man die Symptome oft als Wechseljahrsbeschwerden fehldeutet. Außerdem scheint das Risiko, eine Hashimoto-Thyreoiditis zu erwerben, größer zu sein, wenn man bereits an einer anderen Autoimmunkrankheit, wie Diabetes mellitus Typ 1, Zöliakie oder auch Vitiligo leidet.
Es schadet also nicht, die Schilddrüse mal auf Hashimoto überprüfen zu lassen, wenn man bereits unter einer Autoimmunerkrankung leidet. Diagnostizierbar ist Hashimoto häufig durch erhöhte Werte der Thyreoglobulin-Antikörper (TgAK) und/oder der Antikörper gegen thyreoidale Peroxidase (TPO-AK). Selten kommt es allerdings auch vor, dass keine Antikörper nachweisbar sind.
Liegt eine Hashimoto-Thyreoiditis vor, ist der TgAK-Wert in 70 % der Fällen erhöht und in 90 % der Fällen der TPO-AK-Wert. Um eine Hashimoto-Thyreoiditis sicher zu diagnostizieren, wird die Schilddrüse außerdem mittels Ultraschall untersucht. Letztendlich kann aber eine, durch Feinnadelpunktion gewonnene, histologische Untersuchung des Schilddrüsengewebes endgültige Sicherheit bringen. Ist man an Hashimoto erkrankt, sollte man, außerhalb der normalen Nahrung, kein Iod zusätzlich einnehmen. Manche Patienten reagieren aber schon bei der Aufnahme geringer Mengen Iod durch Nahrungsmittel empfindlich.
Behandelt wird mit L-Thyroxin, was in den meisten Fällen auch gelingt. Manche Patienten klagen, obwohl sie richtig eingestellt sind, dennoch über Symptome wie Müdigkeit und Erschöpfung, Schlafstörungen, Muskel- und Gelenkbeschwerden, trockenem Mund und trockenen Augen. In diesen Fällen könnte eventuell eine Entfernung der Schilddrüse mit anschließender L-Thyroxingabe helfen.
Bei der sehr seltenen sekundären Form bildet die Hypophyse nicht ausreichend TSH, weshalb weniger Schilddrüsenhormone gebildet werden. Wenn die Schilddrüse nicht ausreichend Schilddrüsenhormone bilden oder freisetzen kann, müssen die fehlenden Schilddrüsenhormone durch Einnahme von L-Thyroxin ersetzt werden. Lebenslang.
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