Bei COVID-19-Patienten treten häufig kardiale Komplikationen auf. Dabei orientierte man sich bis dato an Laborparametern, also einem erhöhten Troponin oder klinischen Faktoren.
Doch was bedeutet eine kardiale Komplikation im Zusammenhang mit COVID-19 konkret? Dieser Frage widmete sich ein Kardiologenteam aus Tel Aviv.
Dr. Yishay Szekely und seine Kollegen untersuchten in ihrer Studie 100 COVID-19-Patienten, die zwischen dem 21. März und dem 16. April in ihre Klinik eingeliefert worden waren. Sie nahmen innerhalb von 24 Stunden eine transthorakale Echokardiografie (TTE) vor und werteten die Befunde aus. Folgende Punkte listen sie nach Häufigkeit gerankt auf:
Infolge einer Infektion mit SARS-CoV-2 war vor allem der rechte Ventrikel (RV) betroffen. Verschlechterte sich der Verlauf dieser Patienten, verschlechterte sich auch die RV-Funktion. Von 20 Patienten traf dies auf 12 Patienten zu. Besonders bei Patienten mit erhöhten Troponin-Konzentrationen, schweren COVID-19-Verläufen und klinischer Verschlechterung stellten die Mediziner eine RV-Beteiligung fest.
Die pulmonale Akzelerationszeit war verringert (72 ± 17 ms vs. 95 ± 20 zu Beginn; p=0,0002) und die RV-Fläche nahm zu – enddiastolisch (23,9 ± 4 cm² vs. 20,7 ± 8 vs; p=0,004) und endsystolisch (14,9 ± 8 cm² vs. 11,9 ± 5; p=0,01). Lediglich bei fünf Patienten wurde eine zunehmende Beeinträchtigung der linken Ventrikelfunktion festgestellt.
Fünf COVID-Patienten, bei denen die Funktion des rechten Ventrikels beeinträchtigt war und der Krankheitsverlauf sich verschlechterte, entwickelten eine tiefe Beinvenenthrombose. Die Thrombose war trotz Prophylaxe mit niedermolekularem Heparin zustande gekommen. Das sehen die Kardiologen als weiteren Beleg dafür, dass sowohl venöse Thromboemolien und lokale mikrovaskuläre Thromben sowie Gefäßverschlüsse in der Lunge häufige Beschwerden von hospitalisierte COVID-19-Patienten sind (wir berichteten).
Den Studienautoren zufolge scheint es sinnvoll, die Antikoagulations-Dosis in Abhängigkeit der Echo-Befunde nach oben anzupassen, doch es brauche noch weitere größere Studien, die den Ansatz untermauern. Eine routinemäßige TTE bei COVID-19-Patienten sei hingegen wenig sinnvoll und nur bei einer klinischen Verschlechterung des Patienten ratsam. Auf diese Weise lasse sich der zugrundeliegende Mechanismus eruieren und die Behandlung positiv beeinflussen.
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