Ein 26-Jähriger kommt mit Beschwerden im rechten Auge zum Arzt. Sein Augapfel ist komplett grün und vorgefallen. Was ist passiert?
Ein 26-jähriger Mexikaner stellt sich mit Schmerzen, Photophobie, verminderter Sehschärfe und einem Lidödem im rechten Auge vor. Der Augapfel ist vorgetrieben, die Augenbewegungen eingeschränkt. Der Patient hat eine subkonjunktivale Blutung sowie eine diffuse Chemosis. Diese Symptome seien bereits zwei Stunden nachdem er in einem Tattostudio eine Tätowierung am Augapfel vornehmen lies aufgetreten. Jetzt - 4 Tage später - verschlimmerte sich die Symptomatik so sehr, dass er sich entschied, ärztliche Hilfe aufzusuchen.
Er hat Asthma sowie eine Penicillinallergie, raucht und konsumiert diverse Freizeitdrogen. Außerdem hat er bereits verschiedene Tätowierungen. Der Patient berichtet, dass das bei der Injektion verwendete grüne Pigment mit Isopropylalkohol, destilliertem Wasser und Glyzerin verdünnt wurde. Aufgrund des klinischen Erscheinungsbildes diagnostizieren die Ärzte eine Orbitalphlegmone sowie eine posteriore Skleritis des rechten Auges. Sofort fordern sie eine Ultraschallbiomikroskopie (UBM) und ein B-Bild an. Der B-Scan zeigt eine ringförmige Aderhautablösung vom Äquator zur Peripherie. Eine optische Kohärenztomographie der Netzhaut (OCT) bestätigt das Vorhandensein von Makulafalten am rechten Auge.
Der Patient wird daraufhin stationär aufgenommen. Er erhält sowohl intravenöse als auch topische Antibiotika sowie Prednison. Da die Bindehaut ebenfalls betroffen ist, führen die Ärzte eine Tarsorrhaphie rechts durch. Dadurch ergibt sich bereits eine erste klinische Besserung, sodass die Nähte nach drei Tagen wieder entfernt werden konnten. 15 Tage nach Beginn der Antibiose lösen sich auch die Proptosis, die Einschränkung der Augenbewegungen und die Chemosis auf. Die Aderhautablösung ist ebenfalls Geschichte und die Sehschärfe verbesserte sich rechts auf 20/25. Vor der Tätowierung betrug seine bestkorrigierte Sehschärfe rechts 20/100. Abgesehen vom Tattoo des Augapfels bleibt lediglich eine leichte grüne Pigmentierung des rechten Unterlids zu sehen.
Derartige Tätowierungen werden meist von ungeschultem Personal vorgenommen. Damit einher geht ein erhöhtes Risiko schwerwiegender okulärer Komplikationen wie Augapfelpenetrationen und Entzündungen. Darüber hinaus sind die langfristigen Auswirkungen auf die Augen und das Sehvermögen ungewiss, im schlimmsten Fall kann es zum Verlust der Sehkraft oder des Auges kommen.
Text- und Bildquelle: Duarte et al. / American Journal of Ophthalmology Case Reports
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