Nachdem der Kunde ein Antihistaminikum gegen seine brennenden Augen eingenommen hat, brennen sie mehr als je zuvor. Da ging wohl etwas schief.
Auf dem Rezept stehen Cetirizin-Tabletten und ein Cortison-Nasenspray, typische Allergiemedikamente. Es ist ja auch die Zeit dafür. Meine Pharmaassistentin Donna bringt mir zur Kontrolle des Rezeptes das Nasonex-Spray und einen Bestellzettel für Zyrtec-Tropfen.
„Weshalb Tropfen?“, frage ich. „Die Tabletten sind viel einfacher einzunehmen und (Blick aufs Geburtsdatum) das ist doch eine erwachsene Person?“
„Die hatte ich auch erst in der Hand. Aber er hat ausdrücklich Tropfen verlangt. Und es muss das Original sein.“
„Seltsam, da muss er ja sehr viele nehmen, um auf die gleiche Dosis zu kommen. Hast Du ihm das gesagt?“
„Mach ich noch.“
Am Nachmittag kommen die Tropfen, die Bestellung wird von der Kollegin kontrolliert und sie werden kurz darauf abgegeben. Am selben Abend noch folgt ein Anruf des Patienten mit einer Reklamation: „Die haben unglaublich gebrannt in den Augen.“
„In den Augen?!“
Ja, er hat sich die Tropfen aus der Glasflasche mit kindersicherem Deckel und Tropfverschluss (keine Pipette) in die Augen getropft. Das war nicht ganz einfach, aber geschafft hat er es. Schließlich jucken die Augen ja auch wegen der Allergie. Jetzt brennen sie zusätzlich noch.
Die Kollegin hat ihm geraten, die Augen gründlich mit Wasser auszuwaschen, sich zu melden, falls es nicht besser wird und hat ihn gebeten, die Tropfen zum Einnehmen doch bitte einzunehmen.
Da heute alles dokumentiert werden muss, wurde auch dieses Erlebnis festgehalten. Es handelt sich ja schließlich um einen Fehler, der durch uns vielleicht hätte verhindert werden können. Denn: Blöd, man hat zwar gesagt, wie das Arzneimittel eingenommen wird, aber nicht zusätzlich drauf geschrieben. Bei 10 mg/ml muss der Kunde einen ganzen Milliliter oder anders gesagt 20 Tropfen einnehmen, um auf die Dosierung einer Tablette zu kommen. Das steht natürlich auch in der Packungsbeilage. Die könnte man auch lesen.
Trotzdem. Unsere Fehlerkorrektur für nächste Male lautet: auf Tropfen, die eingenommen werden müssen, genau das draufschreiben. Man darf heute offensichtlich nichts mehr voraussetzen. Das ist eigentlich nichts Neues. Deshalb sollte man auch auf alle Zäpfchen draufschreiben:
Meinen Kunden gegenüber denke ich immer, wenn ich so eine (über)deutliche Dosierungsetikette auf dem Medikament anbringe: Ich halte euch nicht für blöd, weil ich das mache, ich bin nur vorsichtig geworden.
Bildquelle: David Clode, unsplash