Die Tyrosinkinase 2 (Tyk2) trägt zur Bildung von NK-Zellen bei, kann jedoch auch das Wachstum mancher Krebsarten fördern. Die spezifische Hemmung der Kinaseaktivität von Tyk2 scheint erstaunlicherweise das Krebswachstum zu bremsen, ohne die Immunzell-Aktivierung zu stören.
Die Tyrosinkinase 2 (Tyk2) ist ein Enzym, das innerhalb der Zelle Signale überträgt und eine wichtige Rolle bei der Aktivierung des Immunsystems spielt. Enzymatisch aktives Tyk2 kann aber auch überschießende Immunreaktionen und das Wachstum mancher Krebsarten fördern. Seit einigen Jahren entwickeln Wissenschaftler Substanzen, die spezifisch die Kinaseaktivität von Tyk2 hemmen können. Neben der Behandlung von entzündungsbedingten Erkrankungen, versprechen sich Experten davon auch einen großen Nutzen für die Krebstherapie. Hierbei könnten allerdings Komplikationen auftreten: Tyk2 trägt wesentlich zur Reifung und Aktivierung der Natürlichen Killerzellen (NK-Zellen) bei. NK-Zellen sind Bestandteil des angeborenen Immunsystems und bilden die erste Abwehr gegen Virusinfektionen und Krebserkrankungen. Sie erkennen Krebszellen und produzieren eine Reihe von Proteinen, die Krebszellen zerstören können. Die Hemmung von Tyk2 könnte also auch NK-Zellen schwächen und damit eine wichtige Front der körpereigenen Abwehr gegen Krebs blockieren.
Ein Team um Birgit Strobl, Mathias Müller und Veronika Sexl vom Institut für Tierzucht und Genetik und dem Institut für Pharmakologie und Toxikologie der Veterinärmedizinischen Universität Wien hat das Krebswachstum in Mäusen, bei denen das Tyk2-Gen verändert wurde, untersucht. Mäuse, denen Tyk2 fehlt, können das Krebswachstum nicht mehr kontrollieren. Die NK-Zellen reifen in diesen Tieren unvollständig und können Krebszellen in Folge nicht zerstören. Überraschenderweise verhält sich dies in Mäusen, deren Tyk2 zwar noch vorhanden, die Kinaseaktivität aber ausgeschaltet ist, völlig anders. Das Krebswachstum wird stark unterdrückt, da die NK-Zellen die Fähigkeit behielten Krebszellen abzutöten. Die Projektleiterin Birgit Strobl erklärt: „Dass Tyk2 ohne seine Kinaseaktivität überhaupt eine Wirkung im Organismus besitzt, war bisher unbekannt. Ohne Kinaseaktivität ist Tyk2 immer noch in der Lage, funktionierende NK-Zellen heranreifen zu lassen. Und hier liegt der Schlüssel für die Krebsmedizin. Medikamente, die auf die Hemmung der Kinaseaktivität von Tyk2 abzielen, und davon gibt es in der Forschung momentan einige, stören das Immunsystem letztlich nicht bei seiner Arbeit. Diese Medikamente sind somit für die Krebstherapie noch vielversprechender als gedacht“. Originalpublikation: In vivo tumor surveillance by NK cells requires TYK2 but not TYK2 kinase activity Michaela Prchal-Murphy et al.; OncoImmunology, doi: 10.1080/2162402X.2015.1047579; 2015