Rolapitant, ein neuer NK-1-Rezeptorantagonist, bewährt sich Studien zufolge bei Erbrechen und Übelkeit nach Chemotherapien. Das Pharmakon soll nicht generell zum Einsatz kommen, sondern nur bei speziellen Behandlungen, die mit verzögerter Emesis einhergehen.
Viele Zytostatika, aber auch Bestrahlungen, führen zu Übelkeit und Erbrechen (Chemotherapy induced nausea and vomiting; CINV). Medizinisch besteht die Gefahr, dass Patienten dehydrieren und generell geschwächt werden. Betroffene lehnen die Behandlung häufiger ab und gefährden deren Erfolg. Als hoch emetogen gelten der Multinational Association of Supportive Care in Cancer (MASCC) zufolge Cisplatin, Carmustin und Dacarbazin.
Ärzte und Apotheker haben mehrere Möglichkeiten, hier gegenzusteuern, da einige Prozesse mittlerweile gut erforscht worden sind. Zytostatika führen zur Freisetzung unterschiedlicher Mediatoren aus endokrinen Zellen des Gastrointestinaltrakts – entweder durch eine direkte Wirkung auf die Darmschleimhaut oder über das Blut. Eine zentrale Rolle spielt die Chemorezeptor-Triggerzone in der Area postrema. Dort sind etliche Bindungsstellen für Neurotransmitter lokalisiert, beispielsweise Neurokinin-1-(NK-1)-, 5-HT3- und Dopamin-D2-Rezeptoren. Arzneistoffe mit antiemetischem Effekt haben diese Rezeptoren als Ziel.
Der erste Neurokinin-1-Rezeptorantagonist war Aprepitant. In-vitro-Untersuchungen zufolge bindet er an NK-1-Rezeptoren, sodass Substanz P nicht mehr andocken kann. Jetzt hat die US Food and Drug Administration einen weiteren Substanz P/Neurokinin-1-Antagonisten zugelassen: Rolapitant überzeugte FDA-Angaben zufolge in mehreren Phase-3-Studien mit insgesamt 2.800 Patienten. Zwei Arbeiten liegen zu hoch emetogenen Chemotherapien auf Basis von Cisplatin vor. Dabei gelang es Ärzten, den Anteil von Patienten ohne Erbrechen deutlich zu erhöhen: von 58,4 auf 72,7 Prozent beziehungsweise von 61,9 auf 70,1 Prozent. Eine weitere Studie nahm Personen auf, die moderat emetogene Chemotherapien über sich ergehen ließen. Hier erhöhte sich die Gruppe ohne Erbrechen von 61,9 auf 70,1 Prozent, jeweils verglichen mit Granisetron, Dexamethason und Placebo.
Alle NK1-Rezeptoragonisten müssen rechtzeitig appliziert werden. Sie verdrängen die Substanz P nicht von ihrem Rezeptor. Kämpfen Patienten bereits mit Übelkeit oder Erbrechen, macht der Einsatz keinen Sinn mehr. Rolapitant wirkt bis zu 120 Stunden und deckt die gesamte Spanne des zeitversetzten Erbrechens ab. Für diese Indikation wurde eine Zulasung erteilt. Als häufigste Nebenwirkungen traten Neutropenien und gastrointestinale Befindlichkeitsstörungen auf. Für die Pharmakotherapie ist wichtig, dass Rolapitant als Inhibitor des Enzyms CYP2D6 wirkt.