Sie wurde zum Desaster: die IT-Umstellung der Apobank. „Wir haben Sie verärgert“, schreibt die Bank auf ihrer Website – also mich auf jeden Fall. Längst sind nicht alle Probleme gelöst.
Nach dem Apobank-Technikcrash, der durch eine Systemumstellung zustande kam, breitete sich bei vielen Kunden Unsicherheit, aber auch Wut aus. Immer noch läuft einiges schief. Ein Apotheker droht nun sogar mit einer Klage. Was ist passiert?
Die technische Migration zentraler IT-Systeme war Branchenberichten zufolge schon seit 2017 geplant – und sollte um Pfingsten über die Bühne gehen. Nicht gerade ein glücklicher Zeitpunkt. Es kam zum großen Knall. Noch am Dienstag funktionierten nicht alle Systeme einwandfrei. Auch die Weboberfläche bereitete manchen Kunden Schwierigkeiten. Aufgrund der vielen Anfragen gab es auch beim Kundensupport Engpässe. Und die hielten länger an als offiziell angegeben. Noch Ende Juni berichteten User von Schwierigkeiten bei Webanwendungen, etwa bei der Banking-Software StarMoney. Und so mancher Online-Zugang hat den Umzug nicht überlebt.
Auch in Firmen machten sich technische Schwierigkeiten bemerkbar, wie mir aus dem Controlling eines Unternehmens im Medizinsektor berichtet wird: „Heute konnten wir wieder keine elektronischen Bankauszüge abrufen“, erzählt eine Mitarbeiterin. „Es fehlt Geld – ohne Beleg. Lastschriften von unseren Lieferanten wurden einfach nicht ausgeführt. Jemand hat außerdem angeblich von uns doppelt Geld bekommen – das sehen wir aber nirgendwo.“
Auf ihrer Website gibt die Apobank diverse Pannen unumwunden zu: „In den letzten Wochen haben wir eine neue IT installiert. Leider ist dabei viel schief gegangen. Wir haben Sie verärgert. […] Nicht nur technisch haben wir Kapazitäten vergrößert, sondern über Urlaubsverzicht und Wochenendarbeit unsere Kundenbetreuung verstärkt. Wir haben auch genau analysiert, was für Sie falsch gelaufen ist.“
Auch ein Kopf scheint im Zuge dessen wohl gerollt zu sein: Olaf Klose, zuständig für das Ressort Privatkunden, verlässt die Apobank „auf eigenen Wunsch“, wie es immer so schön heißt. Sein Vertrag wurde zum 19. Juni aufgelöst, was zumindest eine gewissen Kausalität vermuten lässt.
Man entschuldigt sich und man zieht personelle Konsequenzen. Doch eine Frage bleibt offen: Wer haftet für wirtschaftliche Schäden?
Es handelt sich um mehr als ein lästiges Ärgernis. Vielen Heilberuflern ist durch den Verlust von Skonti wirtschaftlicher Schaden entstanden. Hinzu kamen Mahnungen; schließlich konnten nicht alle Kollegen ihre Rechnungen begleichen. Und Angestellte haben ihre Gehälter teilweise zu spät erhalten. Wer Miete, Versicherungen und sonstige Zahlungen leisten muss, kommt hier schnell in Schwierigkeiten.
Ein Apotheker aus Fulda beispielsweise hatte aufgrund der Pannen 22 Tage keinen Zugriff auf einzelne Konten. Transaktionen gingen nur noch im Telefonbanking. Er beschwerte sich beim Aufsichtsratchef Dr. Frank Ulrich Montgomery und drohte, die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) zu kontaktieren. Bis vor einer Woche hat er noch keine Antwort erhalten. Im schlimmsten Fall könnte die BaFin als Aufsicht, wie bei N26 geschehen, eine Sonderprüfung durchführen.
Was an der Causa erstaunt: Dass Umstellungen in der IT bei sogenannten Kernbanksystemen Probleme bereiten, ist bekannt. Vor einem Jahr hatte die Commerzbank beziehungsweise die Comdirekt ähnliche Probleme. Mit einer besseren Vorbereitung hätten vermutlich einige Komplikationen verhindert oder schneller behoben werden können.
Apotheker und Ärzte haben davon wenig. Ihnen bleibt nur, sich nicht allzu sehr auf Versprechungen „ihrer“ Bank zu verlassen, sondern das Risiko zu streuen. Wer Konten bei zwei bis drei verschiedenen Banken hat und die Gelder darauf verteilt, zahlt zwar mehr Gebühren, bleibt im schlimmsten Falle aber zumindest handlungsfähig.
Bildquelle: René DeAnda, unsplash