Britische Mediziner berichten über besorgniserregende Fälle von akuter disseminierter Enzephalomyelitis bei COVID-19-Patienten.
In ihrem Bericht, der im Fachjournal Brain erschien, beschreiben die Ärzte neurologische Symptome von 43 Patienten, die mit SARS-CoV-2 infiziert waren. Von den untersuchten Patienten diagnostizierten die Neurologen bei 10 Patienten eine vorübergehende Enzephalopathie mit Delir oder Psychose. 12 Patienten litten an einem neuroinflammatorischen Syndrom, das sich bei 9 als akute disseminierte Enzephalomyelitis (ADEM) äußerte. 8 Patienten erlitten einen ischämischen Schlaganfall und weitere 8 wiesen Problemen an peripheren Nerven auf, meist mit der Diagnose Guillain-Barré-Syndrom. Eine 59 Jahre alte Frau starb an der Komplikation.
In einigen Fällen wiesen die Patienten zwar neurologische, aber keine schweren respiratorischen Symptome auf. Insbesondere die hohe Zahl an ADEM-Patienten ist laut der Mediziner bemerkenswert. Hierbei handelt es sich um eine seltene demyelinisierende Erkrankung des ZNS, die als postinfektiöse Komplikation auftreten kann. Meist tritt sie bei Kindern auf, in diesen Fällen waren jedoch alle Patienten erwachsen.
„Die Art und Weise, wie COVID-19 das Gehirn attackiert, haben wir bei anderen Viren noch nie zuvor gesehen“, so Dr. Michael Zandi, leitender Autor der Studie und Berater an den University College London Hospitals gegenüber The Guardian. Ungewöhnlich seien vor allem die schwerwiegenden Hirnschädigungen selbst bei Patienten mit einer leichten Symptomatik.
„Wir möchten Mediziner auf der ganzen Welt auf diese Komplikationen des Coronavirus aufmerksam machen“, erklärt Zandi. Ärzte und medizinisches Personal sollten bei Patienten mit kognitiven Symptomen, Gedächtnisproblemen, Müdigkeit, Taubheit oder Schwäche auf jeden Fall einen Neurologen konsultieren.
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