Körperliche Aktivität, das Verhältnis von Fett- und Muskelgewebe sowie Blutdruckwerte können bereits bei 6- bis 8-jährigen Kindern die Gefäßgesundheit beeinträchtigen. Sie verändern den retinalen Gefäßdurchmesser, der sich mittels Funduskopie feststellen lässt.
Die Analyse der Blutgefäße der Netzhaut mittels Spiegelung des Augenhintergrundes (Funduskopie) ist ein sensitives und einfach anwendbares Verfahren für die Früherkennung von Gefäßveränderung in der frühen Lebensphase. Sie gibt Aufschluss über Struktur und Funktion der Gefäße in der Mikrozirkulation. In der Sportcheck Studie wurden 1.255 Kinder untersucht. Durchgeführt wurde ein 20 Meter Shuttle Run Test als Maß der Ausdauerleistungsfähigkeit, zusätzlich ein 20 Meter Sprinttest, ein Sprungkraft- und ein Balancetest. Die Hauptergebnisse zeigen, dass eine hohe Ausdauerleistungsfähigkeit mit engeren Venendurchmessern zusammenhängt. Dies bedeutet ein niedriges kardiovaskuläres Risiko. Ähnliche Zusammenhänge ergeben sich auch für ein höheres Maß an sportlichen Indoor-Aktivitäten. Enge Netzhaut-Arterien haben einen hohen Vorhersage-Wert insbesondere für die Entstehung eines Bluthochdrucks. Weite Netzhaut-Venen stehen mit einem erhöhten Risiko für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall in Zusammenhang. „In einer früheren Studie konnte gezeigt werden, dass eine regelmäßige Trainingstherapie zu einer vorteilhaften Erweiterung der retinalen Arterien und Verengung der retinalen Venen führt“, so Dr. Henner Hanssen der Universität Basel.
Studien zur Analyse der retinalen Gefäßdurchmesser als vaskulärer Biomarker für ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko haben sich bisher auf Erwachsene und Senioren konzentriert. Neben der arteriellen Gefäßsteifigkeit der großen herznahen Gefäße entwickelt sich die retinale Gefäßanalyse zusehends zu einer brauchbaren Methode der Erkennung einer frühen Gefäßalterung bei Risikopatienten. Wissenschaftliche Analysen zur Messung dieses vaskulären Biomarkers im Kindesalter sind kaum existent, berichtet Dr. Hanssen. Bei Kindern in dieser Altersstufe sind Körpergröße und Gewicht zwar mit dem retinalen Gefäßdurchmesser negativ assoziiert, jedoch ist der Blutdruck der einzig unabhängige Parameter für das Vorhandensein von engeren retinalen Arterien und damit für ein erhöhtes Herz-Kreislaufrisiko im Erwachsenenalter. Derzeitig laufende Untersuchungen beschäftigen sich mit der Analyse des Zusammenhangs zwischen klinischen Blutdruckkategorien und dem retinalen Gefäßdurchmesser in diesem Kollektiv. „Ein nächster interessanter Schritt auf diesem Gebiet wird die Entwicklung von Normwerten für einzelne Altersgruppen sein, um eine entsprechende Zuordnung als Risikofaktor zu ermöglichen“, kommentiert der Pressesprecher der DGK, Prof. Eckart Fleck, die aktuellen Ergebnisse. Originalpublikation: Influence of cardiorespiratory fitness, body composition and blood pressure on retinal vessel diameters in swiss primary school children - the sportcheck study Henner Hanssenet al.; Abstract ESC 2015, London