Herz-, Diabetes- oder Schlaganfall-Patienten, die depressive Symptome und Bluthochdruck aufweisen, haben ein besonders hohes Herz-Kreislauf-Risiko. Gezielte Depressions-Screenings und strikte Blutdruckkontrollen könnten die gesundheitlichen Perspektiven der Patienten deutlich verbessern.
Eine Studie der Universität Glasgow zeigte, dass das Risiko, innerhalb von vier Jahren eine Herzschwäche zu entwickeln, einen weiteren Schlaganfall oder Herzinfarkt zu erleiden, oder an einer kardiovaskulären Erkrankung zu versterben, bei Patienten mit Depression und hohem Blutdruck um 83 Prozent höher und bei solchen mit Depression und niedrigem Blutdruck um 36 Prozent höher war als bei jenen, die normale Blutdruckwerte und keine depressiven Symptome aufwiesen.
„Vorangegangene Studien hatten gezeigt, dass vorbelastete Patienten mit Herzerkrankung, Diabetes oder Schlaganfall ein höheres kardiovaskuläres Risiko als die Durchschnittsbevölkerung haben, insbesondere wenn sie auch an sehr hohem Blutdruck oder Depressionen litten. Der kumulative Effekt beider Faktoren wurde bisher nicht erforscht“, so Studienautor Dr. Bhautesh Jani von der Universität Glasgow. Die Studie umfasste die Daten von 35.537 in Schottland lebenden Patienten mit koronarer Herzerkrankung, Diabetes oder Schlaganfall. Das Vorliegen einer Depression wurde mittels des „hospital anxiety and depression score“ (HADS-D) erhoben. Der gemessene systolische und diastolische Blutdruck wurde in mehrere Kategorien klassifiziert: sehr hoch (>160/>100), hoch (140-159/90-99), normal (130-139/80-89), gut kontrolliert (120-129/80-84) oder niedrig (<120/<80). Darüber hinaus wurden über einen Zeitraum von vier Jahren kardiovaskuläre Ereignisse erhoben, nämlich ein weiterer Schlaganfall oder Herzinfarkt, Herzinsuffizienz oder Tod aufgrund von kardiovaskulären Ursachen.
Im Beobachtungszeitraum kam es bei 3.939 Patienten (11 Prozent) zu mindestens einem kardiovaskulären Ereignis. Das Vorliegen einer Depression erwies sich als signifikanter Prognosefaktor, so Jani: „Die Zusammenhänge zwischen Depression und hohem Blutdruck sind Gegenstand aktueller Forschung, es gibt unterschiedliche physiologische Theorien, die noch untersucht werden müssen.“ Eine engmaschige Blutdruckkontrolle und adäquate Behandlung von kardiovaskulären Patienten mit Depression könnte die gesundheitlichen Perspektiven in dieser Patientengruppe deutlich verbessern, so Jani. „Gezieltes Depressions-Screening in dieser Zielgruppe könnte zielführend sein. Bisher haben wir allerdings keine Belege dafür, dass eine Behandlung der Depression den kardiovaskulären Outcome verbessert, hier sind weitere Studien notwendig. Außerdem fehlt uns noch Klarheit, wie genau Depression und Bluthochdruck interagieren.“ Originalpublikation: Blood Pressure control, presence of depressive symptoms and clinical outcomes at 4 years in patients with cardiometabolic disease Bhautesh Jani et al.; Abstract ESC 2015, London