Nach einem Herzinfarkt kommt es zu Anpassungsmechanismen, die zur Vergrößerung der Ventrikel und schließlich zur Herzinsuffizienz führen. Die Anpassungen sind bei kleineren Ventrikeln und vermehrter Muskelmasse ausgeprägter als bei großen Ventrikeln mit dünnen Muskelwänden.
Die gängige Lehrauffassung ist, dass nach einem Herzinfarkt größere Ventrikel mit dünnen Muskelwänden, also typische „Infarktventrikel“, im Anpassungsprozess („Remodeling“) eher zu einer Vergrößerung aufgrund der hohen Wandspannung neigen. „Unsere Ergebnisse zeigen allerdings das Gegenteil, nämlich dass kleinere Herzen mit vermehrter Wanddicke ein höheres Risiko für ungünstiges Remodeling haben“, so Prof. Dr. Frank Rademakers von der KU Leuven. Die DOPPLER-CLIP-Studie (Determining Optimal Non-invasive Parameters for the Prediction of Left Ventricular Morphologic and Functional Remodeling in Chronic Ischemic Patients) verglich verschiedene nicht-invasive Verfahren zur Bestimmung der praktikabelsten Methode, das kardiale Remodelling nach zwei Jahren vorherzusagen. Dazu wurden 676 Patienten mit chronisch ischämischer Herzkrankheit untersucht. Die Standarduntersuchungen zu Beginn umfassten EKG, Belastungs- und Langzeit-EKG, maximale Sauerstoffaufnahme, die übliche Erfassung von Risikofaktoren im Blut und Lebensqualitäts-Assessments. Zusätzlich wurden zumindest zwei standardisierte bildbasierte Belastungsuntersuchungen mit Echo, MR oder Szintigrafie durchgeführt. Anschließend erhielten alle Patienten eine Leitlinien-gerechte Therapie, einschließlich Revaskularisation (PCI), partieller Revaskularisation oder medikamentöser Therapie, je nach Indikation durch den behandelnden Arzt.
Nach zwei Jahren hatten 20 Prozent der Patienten nachweisliche Hinweise für kardiales Remodelling im MR oder Ultraschall. Die sichersten Prognosefaktoren aus der Ausgangsuntersuchung waren die Ventrikelgröße (enddiastolisches Volumen) und die Ventrikelmasse. Bei kleinem enddiastolischem Volumen von weniger als 145 Millilitern zu Studienbeginn bestand eine um 25 bis 40 Prozent höhere Wahrscheinlichkeit für Remodeling als bei größeren Ventrikeln mit signifikant niedrigerem Risiko. Das Risiko stieg ebenfalls signifikant mit zunehmender Wanddicke. „Allein mit der Erfassung von enddiastolischem Volumen und Masse, also Messungen, die sehr einfach standardisiert bildbasiert erfolgen können, lässt sich Remodelling und damit ein Herzinsuffizienz-Risiko zuverlässig vorhersagen. Damit sind aufwändigere und teurere Test zur Risikoerfassung überflüssig“, so Rademakers. Originalpublikation: Determining Optimal non-invasive Parameters for the Prediction of Left vEntricular morphologic and functional Remodeling in Chronic Ischemic Patients Frank Rademakers et al.; Abstract ESC 2015, London