Um bei einem epileptischen Anfall pharmakotherapeutisch zu intervenieren, eignen sich neuen Daten zufolge auch Midazolam-haltige Nasensprays. So mancher Anfall tritt aber gar nicht auf, sollten Maßnahmen zur Verbesserung der Adhärenz greifen.
Bundesweit leiden schätzungsweise 0,5 bis ein Prozent aller Menschen an einer aktiven, therapiebedürftigen Epilepsie mit unterschiedlichen Verlaufsformen. Ärzte und Apotheker setzen zur Akuttherapie auf Antikonvulsiva aus der Gruppe der Benzodiazepine, wobei die Substanzen intravenös verabreicht werden. Andere Präparate, beispielsweise Valproinsäure, Lamotrigin oder Levetiracetam, kommen nur bei der Dauertherapie zum Einsatz. Für Betroffene gibt es jetzt einen neuen Lichtblick.
Wissenschaftler des Epilepsiezentrums der Uniklinik Frankfurt am Main und der Uniklinik Marburg berichten jetzt von einer erfolgreichen Studie mit Midazolam-haltigen Nasensprays. Sie wählten 75 Patienten mit Epilepsie aus. Alle Betroffenen erhielten während eines Anfalls oder direkt danach das Präparat in nasaler Galenik. Gleichzeitig zeichneten Neurologen ein EEG auf, um zu sehen, welche Zeit bis zum nächsten Anfall vergeht. Bekamen Patienten fünf Milligramm Midazolam, dauerte es im Schnitt sechs Stunden bis zum nächsten Anfall. Je nach Anfallsart hielt der Effekt zwölf bis 24 Stunden an. Ohne Arzneistoff traten bereits nach zweieinhalb Stunden die gleichen Probleme auf. Schwerwiegende Nebenwirkungen traten nicht auf.
Neue galenische Formen sind aber nur ein Teil der Wahrheit. So mancher Anfall lässt sich vermeiden, falls Patienten ihre Dauermedikation korrekt einnehmen würden. Gerade bei Menschen mit Epilepsie ist die Adhärenz erfahrungsgemäß niedrig. Nicht immer erhalten sie die bestmögliche Beratung, um beispielsweise zu verstehen, was es mit Nebenwirkungen auf sich hat – und wie sie reagieren sollten. Sollten sich Patienten kurz nach der Einnahme ihres Präparats erbrechen, raten Experten, möglichst die gleiche Wirkstoffmenge erneut zu schlucken. Nach maximal eineinhalb Stunden sollte das Präparat komplett resorbiert worden sein. Durchfall kurz nach der Applikation stellt meistens kein Problem dar. Damit gelingt es, konstante Plasmaspiegel einzustellen.