Am Samstag fand in Leipzig ein besonderes Experiment statt: Ein Konzert mit rund 1.400 Besuchern. Infektiologen wollen hier testen, unter welchen Bedingungen Konzerte, Hallensport und Massenevents wieder möglich sein können.
Eine Rückkehr zu großen Konzerten oder Sportveranstaltungen in einer Arena scheint wegen des Ansteckungsrisikos mit SARS-CoV-2 derzeit fast ausgeschlossen. Ein Konzert als wissenschaftliches Experiment soll jetzt wichtige Erkenntnisse dazu liefern, wie Großveranstaltungen in geschlossenen Räumen wieder stattfinden könnten. Damit ist das Forschungsprojekt RESTART-19 der Uniklinik Halle (Saale) weltweit das erste Projekt seiner Art. Die Probanden spielen drei Konzertsimulationen mit unterschiedlichen Abstandregeln durch ©RESTART-19
Als ein Teilprojekt von RESTART-19 besuchten am Samstag etwa 1.400 Menschen ein Gratis-Konzert von Sänger Tim Bendzko in der Arena Leipzig. Das waren zwar weniger als erhofft – für bis zu 4.000 Probanden war das Experiment ausgelegt – aber viele Probanden, die sich für die Teilnahme angemeldet hatten, waren einfach nicht gekommen. Projektleiter Dr. Stefan Moritz ist dennoch zufrieden: „Das ist zwar nur etwa ein Drittel der erwarteten Probandenzahl, aber eine Datenbasis mit der wir sehr gut arbeiten können“, sagte der Leiter der Klinischen Infektiologie der Universitätsmedizin Halle.
So lief das Event ab: Drei mal fand ein 20-minütiges Konzert statt. Jedes Mal mit anderen Abstandregeln, um verschiedene Sicherheitskonzepte zu prüfen. Und nach jedem Konzert mussten alle Beteiligten die Halle verlassen und sich wieder anstellen. Jeder Teilnehmer bekommt eine FFP2-Maske, Handdesinfektionsmittel und einen Kontakt-Tracker ©RESTART-19
Hinzu kamen strengste Hygienevorgaben, damit sich keiner der Probanden wirklich mit SARS-CoV-2 infizierte. Neben umfassender Oberflächendesinfektion und Fiebermessung vor dem Einlass, erhielten alle Beteiligten FFP2-Masken und ein Contact Tracing Device zum Umhängen. Alle Probanden wurden im Vorfeld außerdem auf SARS-CoV-2 getestet.
Mit dem Kontakt-Tracer konnten nicht nur Kontakte untereinander aufgezeichnet, sondern auch die Position eines jeden einzelnen Teilnehmers über den gesamten Tagesverlauf getrackt werden. Außerdem benutzten die Probanden unter UV-Licht fluoreszierendes Desinfektionsmittel, das Spuren auf allen angefassten Gegenständen hinterlässt. Auch die Luftzirkulation und das Verhalten von Aerosolen wurde von speziellen Sendern aufgezeichnet.
Insgesamt dauerte das Experiment zehn Stunden. Die Initiatoren des Projekts rechnen mit mehreren Terabyte gesammelter Daten. Die Auswertung wird daher noch etwas Zeit in Anspruch nehmen. Erste Ergebnisse liegen vorraussichtlich im Herbst vor. Diese sollen dann Aufschluss darüber geben, wo das Ansteckungsrisiko auf Großveranstaltungen am größten ist und wie man das Risiko minimieren kann.
Bildquelle: Aditya Chinchure, unsplash