Ich habe mich in den letzten Tagen mit zwei Menschen über das Gehalt unterhalten, das man als PTA in der Apotheke verdient. Beide waren im Anschluss an das Gespräch nachdenklicher als zuvor.
Es begann mit meiner Schwester und es ging um das Elterngeld. Da sie zur Zeit in Elternzeit ist, habe ich sie ermahnt, genug Geld für die Steuernachzahlung zur Seite zu legen, denn die wird gerne mal vergessen.
Sie war einigermaßen verblüfft, als ich ihr die Zahl nannte, die wir damals zurückzahlen mussten. Und noch verblüffter, als sie hörte, dass mein Elterngeld genau so hoch bemessen war wie ihres. „Ja, aber du warst doch nur ein Jahr Zuhause und ich zwei! Das müsste doch viel höher ausfallen!“
Nun ja, das Dilemma meines Lebens: Ich habe eben NICHT studiert. Da kann man auch kein Spitzeneinkommen erwarten. Das ist so und ich habe mich damit arrangiert. Ich mache dafür aber einen Job, den ich über alles liebe, und zusätzlich darf ich meine anderen Talente (schreiben und unterrichten) auch noch ausleben, um so auf ein für mich durchaus ausreichendes Gehalt zu kommen.
Das bedeutet aber auch, dass dafür Zeit draufgeht, die andere mit Hobbies, Freunden, ausschlafen oder einfach in den Tag hineinleben verbringen – das fehlt mir schon ab und zu. Eine meiner PTA-Bekannten kellnert (in Nicht-Coronazeiten natürlich) in einer Disco zweimal die Woche, eine andere backt Torten für Hochzeiten oder Geburtstage, eine andere geht dreimal wöchentlich noch putzen nach den 8 Stunden in der Apotheke.
Meine Schwester war trotzdem erstaunt, sie hatte erwartet, dass man in einer Apotheke deutlich mehr verdient, als bei Aldi an der Kasse. Naja – dass das nicht gerecht ist, das ist uns allen klar. Was wir aber selbstverständlich auch wissen, ist dass es den meisten Apothekenleitern auch gar nicht möglich ist, ihre Angestellten besser zu bezahlen. Das Einkommen vieler approbierter Apotheker mit eigener kleiner Apotheke ist nämlich ebenso wenig üppig. Viele kämpfen darum, überhaupt noch weitermachen zu können. Das ist genauso traurig und ungerecht.
Nichtsdestotrotz rate ich meinen wirklich guten, cleveren und jungen Schülerinnen dazu, noch ein Studium draufzusetzen. Das Leben lebt sich leichter, wenn man nicht jeden Cent umdrehen, oder auf Freizeit verzichten muss. Vom Leben mit einer PTA-Rente will ich gar nicht anfangen. Wenn ich da rechne, dann komme ich auf eine Nettorente unter 1.000 Euro – das wird hart …
Eine Schülerin (Einserkanditatin) blickte mich gestern mit großen Augen an: „Wieso? Das ist doch TOTAL VIEL Geld, was man da verdient! Zweitausend Euro JEDEN MONAT!“
Ich habe ihr geraten, einmal durchzuspielen, wieviel davon übrig bleibt, wenn sie bei den Eltern auszieht, sich ein Auto zulegt, diverse Versicherungen hat, die Geld fressen, das Netflix-Abo, Handykosten und ihre monatlichen Einkäufe abzieht. Ganz zu schweigen von Luxus wie Urlauben, Essen gehen, oder Anschaffungen wie Fernseher, Playstation oder auch ganz banal eine Kücheneinrichtung oder die Rechnung für den Tierarzt. Junge Menschen – egal, wie intelligent sie sind – haben häufig keine Ahnung davon, was das Leben kostet.
Ich habe zur Anschaffung eines Haushaltsbuches geraten (oder wahlweise einer App), wo sie das alles für einige Monate dokumentiert. Dann sollte sie sich schnellstmöglich irgendwo einschreiben, so lange sie noch bei ihren Eltern wohnen kann. Natürlich in Pharmazie – denn die Arbeit, die einem liegt und Spaß macht, ist mindestens genauso viel wert, wie ein gutes Gehalt.
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