Über charakteristische Veränderungen im Proteom lassen sich Pankreaskarzinome nachweisen, zumindest im Labor. Jetzt hoffen Ärzte und Apotheker auf Schnelltests, um die Erkrankung früher zu erkennen. Das kann noch dauern.
Das Proteom, also die Gesamtheit aller Proteine, ist ständigen Schwankungen unterworfen. Erkrankungen hinterlassen charakteristische Änderungen, die auch im Blut oder im Urin nachweisbar sind: ein Ansatzpunkt zur Diagnostik. Tatjana Crnogorac-Jurcevic aus London hat jetzt zusammen mit Kollegen gezeigt, dass sich Pankreaskarzinome über Proteom-Analysen bereits in frühen Stadien nachweisen lassen.
Zum Hintergrund: Jahr für Jahr diagnostizieren Ärzte in Deutschland etwa 16.000 Pankreaskarzinome. Im gleichen Zeitraum sterben 15.000 Menschen an der Krankheit – die Fünf-Jahres-Überlebensrate liegt unter zehn Prozent. Als Grund geben Onkologen an, dass Patienten lange Zeit symptomfrei bleiben. Deshalb erkennen Ärzte Tumoren erst zu spät. Das Pankreaskarzinom kann kurativ therapiert werden, falls keine oder nur sehr wenige lokale Metastasen vorliegen. Im Stadium 1 liegt die Erfolgsquote bei 60 Prozent, und im Stadium 2 sind es noch 20 Prozent. Nur fehlen derzeit Möglichkeiten, Pankreas-Ca frühzeitig, schnell und ohne große Kosten nachzuweisen.
Deshalb hat Tatjana Crnogorac-Jurcevic bei 18 Personen umfangreiche Proteomanalysen[Paywall] durchgeführt. Es handelte sich um Patienten mit chronischer Pankreatitis, mit Pankreas-Ca, aber auch um gesunde Kontrollen. Bei der Gruppe mit maligner Erkrankung tauchten im Urin drei spezifische Proteine auf: LYVE-1, REG1A und TFF1 eignen sich als biochemische Marker für Schnelltests. Im zweiten Schritt überprüften Forscher ihr Verfahren bei 192 Patienten mit PankreasCa und 87 gesunden Probanden. Sie erzielten eine Treffsicherheit von 90 Prozent (Stadium 1) beziehungsweise 93 Prozent (Stadium 2). Bis zur kommerziellen Umsetzung sind noch weitere Studien erforderlich. Auch müssten praxistaugliche Testkits entwickelt werden.