In den vergangenen Monaten kam es zu vermehrten Todesfällen von Elefanten in Botswana. Lange waren die Ursachen unklar. Die Ergebnisse von Wasserproben lieferten jetzt die Erklärung – zumindest teilweise.
Lange tappten Behörden und Tierschützer im Dunkeln, woran die bisher 330 Elefanten zu Tode kamen. Dass so lange kein Grund gefunden wurde, führte zu den wildesten Spekulationen: Von einer rätselhaften Seuche, missglückter Wilderei bis hin zu Verschwörungstheoretischem, wie einer vertuschten Tötungsmaßname der Regierung in Botswana, war die Rede. Es fiel zudem auf, dass sich lebendige Tiere nicht normal verhielten und neurologische Symptome zeigten.
Die Regierung beauftragte mehrere internationale Labors mit der Analyse von Blut- und Gewebeproben sowie der Untersuchung von Boden- und Wasserproben aus dem betroffenen Gebiet. Nachdem bakterielle und virale Infektionskrankheiten ausgeschlossen werden konnten, verlagerte sich die Suche auf Toxine in der Umgebung der Tiere. Die Wissenschaftler entnahmen hierfür auch Wasserproben aus den Tümpeln und Wasserlöchern, um die herum sich Kadaver von Elefanten befanden und wurden schließlich fündig.
„Unsere Diagnose lautet, dass von Zyanobakterien verursachte Nervengifte die Ursache für die Sterblichkeit der Elefanten in der Seronga-Region sind“, wird Botswanas Chefveterinär Mmadi Reuben zitiert.
Cyanobakterien sind zu den Bacteria gehörende Organismen, die in Gewässern auftreten und ursprünglich zu den Algen gezählt wurden. Sie werden auch als Blaualgen bezeichnet. Heute werden sie – aufgrund des nicht vorhandenen Zellkerns – den Prokaryonten zugeordnet. Sie können verschiedene Giftstoffe produzieren und einige dieser Toxine gehören zu den stärksten natürlichen Giften.
Tierarzt Reuben erklärt: „Wir haben per Datenanalyse die Epizentren der Tode ermittelt und festgestellt, dass sie sich um Teichbetten und Wasserlöcher konzentrieren.“ Als dann klar wurde, dass die Todesfälle mit den immer weiter austrocknenden Wasserlöchern zu tun hatten, war das auch eine Erleichterung, denn das Sterben stoppte, nachdem sie vollkommen ausgetrocknet waren. Trotzdem bleiben viele Fragen bisher ungeklärt.
In einem Interview stellt Chris Thouless, Forschungsleiter bei der kenianischen Artenschutz- und Forschungsorganisation Save The Elephants, die Ergebnisse infrage. „Dass natürliche Toxine die Ursache sein sollen, verblüfft mich schon, weil wir dann einfach erwarten müssten, dass andere Tiere in der Gegend, welche dieselben Wasserquellen nutzen, auch sterben müssten.“
Roy Bengis, Autor der großangelegten Studie zum mysteriösen Elefantensterben und ehemaliger Chefveterinär des Krüger-Nationalparks, hat hingegen eine Theorie. „Erstens, die Elefanten könnten auf dieses Neurotoxin empfindlicher reagieren als andere Tierarten.“ Zweitens nähmen Elefanten mehr Wasser – und dadurch auch mehr Toxine – als andere Arten auf. „Und drittens verbringen die Elefanten mehr Zeit im Wasser als andere Tiere – sie spielen und schwimmen – und in dieser Zeit könnten sie die Giftstoffe auch über ihre Haut aufnehmen“, erklärt der Veterinär.
Was an dieser Hypothese dran ist und wie man die Elefanten in Zukunft schützen kann, muss nun mit weiterer Forschung erarbeitet werden.
Zur Studie, die im African Journal of Wildlife Research erschienen ist, kommt ihr hier.
Bildquelle: Mylon Ollila, unsplash